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Deutschland bei Außenwerbeverbot von Tabakprodukten Schlusslicht

„Der Umstand, dass Deutschland als einziges EU-Land über kein Außenwerbeverbot für Tabakprodukte verfügt, ist ein Skandal und aus gesundheitspolitischer Sicht nicht hinzunehmen“, betont  Prof. Dr. Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS). Tabakkontrollpolitik müsse endlich wirksame Maßnahmen gegen das Rauchen ergreifen und konsequent Gesundheitsinteressen über wirtschaftliche Interessen der Tabakindustrie stellen. „Auch Verluste durch Steuereinnahmen dürfen hier keine Rolle spielen“, mahnt Stöver an.

Das von Gesundheitspolitikerinnen und -politikern angestrebte Außenwerbeverbot für Tabakprodukte ist bisher an Vorbehalten innerhalb der Großen Koalition gescheitert. Im April 2016 hat das damalige Bundeskabinett einen Entwurf zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes verabschiedet, der ein Verbot der Außenwerbung, eine Beschränkung der Kinowerbung sowie ein Verbot der kostenlosen Abgabe von Tabakprodukten umfasste. Dieser Entwurf stieß insbesondere auf Seiten von Wirtschaftspolitikerinnen und -politikern der damaligen regierenden Großen Koalition auf Ablehnung und wurde deshalb bis zum Ende der Legislaturperiode nicht zur Abstimmung in den Bundestag eingebracht. Während der Anfang 2018 laufenden Verhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD zur Bildung einer neuen Regierung hieß es längere Zeit, man habe sich auf ein Verbot der Außenwerbung für Tabakprodukte verständigt. Der entsprechende Passus wurde jedoch kurz vor Abschluss der Verhandlungen aus dem Koalitionsvertrag gestrichen. Daraufhin hat die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen im April 2018 einen neuen – allerdings kaum veränderten –Entwurf zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes eingebracht (Bundestags-Drucksache 19/1878).

Die Unternehmen der Tabakindustrie geben Geld für Werbung aus, um mehr Tabakprodukte zu verkaufen. Die Marketingausgaben der Tabakindustrie haben sich in Deutschland seit Inkrafttreten des Werbeverbots in Printmedien im Jahr 2007 beinahe verdoppelt und haben 2015 einen Rekordwert von 232 Millionen Euro erreicht. Von dieser Gesamtsumme entfielen nur rund 39 % auf die Außen- und 1 % auf die Kinowerbung wie aus dem Drogen- und Suchtbericht 2017 hervorgeht. Den Großteil ihres Werbebudgets investierten die Unternehmen in direkte Werbung, Promotion und Sponsoring (z.B. Marketingmaßnahme bei Rockfestivals, Promo-Stände, Gewinnspiele auf Internetseiten). „Diejenigen Maßnahmen zur Verkaufsförderung, von denen sich die Tabakindustrie den größten Werbeeffekt erhofft, werden in den vorliegenden Gesetzentwürfen gar nicht erfasst. Hinzu kommt, dass in den Entwürfen Schlüsselbegriffe wie Außenwerbung oder indirekte Werbung nicht präzise genug definiert werden“, kritisiert Stöver. Er fordert deshalb Werbung für Tabakprodukte grundsätzlich zu verbieten und Marketingmaßnahmen in allen Bereichen zu untersagen.

Gerne steht Prof. Dr. Stöver für Interviews, Fragen und weitere Statements rund um den Weltnichtrauchertag zur Verfügung.


Zur Person Stöver:
Prof. Dr. Heino Stöver ist Dipl.-Sozialwissenschaftler und Professor für sozialwissenschaftliche Suchtforschung am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Frankfurt UAS. Er leitet seit 20 Jahren das Institut für Suchtforschung Frankfurt am Main (ISFF). Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die sozialwissenschaftliche Suchtforschung. Stövers Forschungsschwerpunkte sind von hoher gesellschaftlicher Bedeutung, da diese Zielgruppen gesundheitlich und teils sozial extrem belastet sind und oft zu spät behandelt werden. Die späte Behandlung kann zum Tod führen und verursacht hohe Kosten, die bei früherer Behandlung verringert werden könnten. In den letzten fünf Jahren hat Stöver mehr als 20 Forschungsprojekte für nationale und internationale Auftraggeber durchgeführt und hat dafür bei diversen nationalen und internationalen Fördermittelgebern Dritt- und Forschungsfördermittel in Höhe von mehr als 2,5 Mio. Euro eingeworben.
Zurzeit leitet er u.a. das Teilprojekt „Evaluation von Maßnahmen zur Schadensminimierung im Hinblick auf offene Drogenszenen“ im Rahmen des BMBF-Verbundvorhabens DRUSEC. Darüber hinaus ist er an mehreren EU-Verbundprojekten beteiligt. Er hat den Master-Studiengang „Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe“ der Frankfurt UAS mitinitiiert.
Die fünf staatlichen hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) haben im November 2017 einen der drei mit 6.000 Euro dotierten zweiten Plätze des Forschungspreises für herausragende Leistungen in der anwendungsorientierten Forschung an Hessens Hochschulen für Angewandte Wissenschaften an Stöver vergeben. Der Preis ehrt die wissenschaftliche Gesamtleistung herausragender Forscherpersönlichkeiten. Stöver erhielt den Preis für seine Forschungsarbeiten zu Sucht, Prävention und Gesundheitsversorgung bei sozial ausgegrenzten Menschen.
 

Kontakt:

Frankfurt University of Applied Sciences
Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit
Prof. Dr. Heino Stöver
Tel.: +49 69 1533-2823
hstoever(at)fb4.fra-uas.remove-this.de

Weitere Informationen zum Institut für Suchtforschung unter: www.frankfurt-university.de/isff; mehr zum Weltnichtrauchertag: http://www.euro.who.int/de/media-centre/events/events/2018/05/world-no-tobacco-day-2018-tobacco-and-heart-disease.

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letzte Änderung: 06.02.2024