Menü

Kurzbeschreibung

Praxisnähe in der Lehre fördern, um dies zu erreichen gibt es mehrere didaktische Möglichkeiten. Zum einen kann dies durch Problemorientiertes Lernen (Link) oder Forschendes Lernen (Link) geschehen. Diesbezüglich ist auf einen starken Praxis Bezug in den jeweiligen Aufgabenstellungen zu achten. Zum anderen gehen praxisorientierte Ansätze z.B. des Situierten Lernens, davon aus, dass Lernen stark an den Ort der späteren Anwendung gebunden ist, gar dort geschehen soll. Darüber hinaus hängt der Lernerfolg stark vom sozialen Kontext ab. Diesem Ansatz kann man dadurch folgen, dass Lernen in die Praxis verlegt wird oder dass im Lehralltag ein möglichst großer Praxiskontext geschaffen wird. In dieser Sektion werden Methoden und Formate vorgestellt, die einen starken Praxisbezug ermöglichen  (z.B. Expertenbesuche, Planspiele) und die versuchen Lehre mit Praxissituationen (teilweise) zu verbinden (z.B. durch Exkursionen, Praktika, Service Learning) . Wichtig bei beiden Möglichkeiten ist die didaktische Einbindung, die meist an Methodiken des Problemorientierten Lernens im Sinne der aktiven Auseinandersetzung orientiert ist.

Veranstaltungsformate

Übung
Seminare
Online-Vorlesungen
Vorlesungen

Hochschullehre bewegt sich im Spannungsfeld zwischen theoretischer Auseinandersetzung und dem Erlangen von Sachwissen sowie dem Erwerb von fachspezifischen und sozialen Kompetenzen. Beide Faktoren sind entscheidend für die Entwicklung professioneller Handlungskompetenzen der Studierenden. Praxis beschreibt damit Verbindungen zur Berufswelt, profissionellen Erfahrungen und Beispielen sowie das Transformieren von erlerntem Sachwissen in praktische Fertigkeiten. Praxisbezüge werden z.B. durch Praxisbeispiele, Gastvorträge, Praktika innerhalb und/oder außerhalb der Hochschule gewährleistet und können somit zur Anwendung der Überprüfung der Theorie dienen. Problemorientierte Lernformate in einer praxisnahen Lernumgebung können dabei Erfahrungen durch eine aktive Auseinandersetzung der Lernenden fördern. Jedoch wäre die Annahme, alleine durch eine Problemorientierung werden genügend Praxisbezüge hergestellt und somit immer professionelle Handlungskompetenzen entwickelt, nicht zutreffend. Die didaktische Rahmung und die Einbettung der Problemstellung in einen klaren Praxisbezug ist hierbei entscheidend. Ein einseitges Vertrauen auf die Verwendung von Problemorientierten Lernen wäre nur bedingt hilfreich, da eine vielseitige Adressierung von Fachwissenschaft, Berufspraxis und Persönlichkeitsentwicklung die Studierende auf ihr Berufsziel optimal vorbereiten kann. Deswegen ist die didaktische Einbindung von Praxisbezügen abhängig von Inhalten, Lernzielen und ob eine Kompetenzentwicklung damit verbunden ist. So können sich auch passive Formate wie der Gastvortrag durchaus als hilfreich zeigen, um Praxisbezüge in Lehrveranstaltungen herzustellen und das Lernergebnis sowie mitunter die Motivation zu fördern. Auch die Vermittlung von Theorie in der Lehre ist hilfreich und dient den Studierenden dazu Praxisbezüge und praktisches Handeln zu analysieren und zu reflektieren. Dies sollte jedoch stets mit einer aktiven praktischen Auseinandersetzung ergänzt und optimalerweise im Wechselspiel gefördert werden. Innerhalb der Hochschullehre kann diese aktive Auseinandersetzung neben problemorientierten Methodiken auch durch Rollenspiele, fallbasierte Lehre, forschendem Lernen, und Service Learning umgesetzt werden.

Praxisnahes Lernen hat durch verschiedene Methodiken meist ein Ziel: Den Transfer des Gelernten in eine (möglichst) konkrete Anwendung. Diesen Transferprozess kann man durch eine geschickte Analogiebildung beim tatsächlichen Lernprozess fördern. Während dieser Anolgiebildung durchlaufen die Lernenden drei Stufen (vgl. Holyoak, 1985): 1. Wissenstranferchancen müssen durch die Lernenden selbständig erkannt werden und folglich vorhandenes Wissen abgerufen werden. 2. Dieses Wissen muss von der Situation abhängig gefiltert werden. 3. Die Wissenselemente, die sich auf die neuen Bereiche anwenden lassen werden übertragen, und gegebenenfalls mit neuen Erfahrungen und Wissensgenerierung verknüpft. Beim Fördern von Analogiebildungen ist in der Aufgabenstellung darauf zu achten, dass die Transferbereiche nicht nur oberflächlich ähnlich sind, sondern auch eine ähnliche Struktur aufweisen. Ansonsten kann die Analogiebildung auch negative Auswirkungen auf das Lernergebnis haben, wie Schwierigkeiten beim Problemlösen oder das Lernen falscher Anahmen.

Ein weiterer Ansatz der sich mit Lehren und Lernen mit Praxisbezug auseinandersetzt ist das authentische Lernen. Verteter dieses Ansatzes empfehlen für die Gestaltung von Lehr-/ Lernprozessen, die einen starken Praxisbezug ermöglichen sollen:

  • Aufgaben sollten so formuliert und konstruiert sein, dass sie der Aufgabe aus der Praxis so stark wie möglich ähneln
  • Aufgaben sollten komplex und multidimensional sein
  • (Selbst-) Reflexion und Einhalten von Meilensteinen sind Teil des Lernprozesses
  • Möglichst kooperatives Arbeiten ermöglichen
  • Der Lernprozess sollte die Bedeutung der Lerninhalte für die spätere Praxis verdeutlichen

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Theorie und Praxis gekonnt miteinander verbunden werden muss, um Praxisbezüge herzustellen und um das Lernergebniss optimal zu fördern. Dabei ist bei der Planung neben dem Verhältnis von Praxis und Theorie, den eingesetzten Lernformaten und Methodiken, auch die Sequenzierung in Bezug auf Theorie und Praxis sowie Einsatz von Methodiken zu beachten. Bei einer Vorlesung kann zum Beispiel deduktiv, also vom Abstrakten zum Konkreten, oder induktiv, von Praxisbeispielen hin zur theoretischen Grundlage, vorgegangen werden. Geht man von einer studierendenzentrierten Lehre aus ist eine induktives Vorgehen oftmals zielführend, da es für Studierende entscheidende Motivationsanreize setzen kann.

Welche Methoden gibt es?

Kurzbeschreibung

Das Integrierte Handlungskonzept nach Welbers (1997) versucht den Erwerb von Schlüsselqualifikationen mit einer starken Praxisorieniterung zu verbinden. Im ersten Schritt werden die vom Lehrenden definierten Schlüsselqualifikationen in klassischen Lehrangeboten vermittelt. Im zweiten Schritt werden darauf aufbauend fachspezifische Kompetenzen und Fachkenntnisse in weiteren Lehrveranstaltungen gefördert. Die dritte Stuffe ermöglicht dann den Studierenden eine Berufserkundung z.B. durch Expertenbesuche aus der Praxis in der Vorlesung.

Der Cognitive Apprenticeship-Ansatz von Brown und Duguid ist auf eine stückweise immer größer werdende Eigenständigkeit der Studierenden ausgerichtet. In der ersten Phase (modelling) wird der Lerninhalt in einer praxisnahen und konkreten Problemstellung offeriert. Die Lernenden führen dann in der zweiten Phase (coaching) die in der ersten Phase erklärten Arbeitsschritte selbst durch, wobei die Lernenden vom Lehrenden in der Rolle als Lernbegleiter*in bei Bedarf Unterstützung erfahren. In der letzten Phase (Exporlation) sollen die Lernenden dann ohne Unterstützung eingenständig neue Problemstellungen selbständig bearbeiten, die auf den beiden ersten Phasen aufbauen.

Durch das Planspiel können bestimmte Situationen oder Handlungsabläufe aus der Praxis simuliert werden. Dabei wird zunächst das Thema, der Konflikt oder die Problemstellung definiert. Für die Bearbeitung nehmen die Lernenden verschiedene vorher definierte Rollen an. Hierfür stehen den Lernenden bei Bedarf Materialien zur Verfügung, die neben Kontextinformationen auch bei Bedarf konkrete Handlungsmuster für die jeweilige Rolle vorgeben. Vor der Bearbeitung ist es wichtig die Regeln des Spieles genau zu definieren. Die Lernenden arbeiten dann selbständig, einzeln oder in Gruppen. Dabei sollen Hypothesen und/oder Strategien erarbeitet werden, die im Zusammenspiel der verschiedenen Rollen Anwendung innnerhalb der Simulation finden sollen. Nach Beenden des Arbeitsteils ist eine Reflexion des Prozesses lernförderlich. Das Planspiel kann mit neuen Variablen wiederholt werden.

Eine Methodik um praxisnahe und iteraktive Lern-/ Arbeitsprozesse, seien sie problemlösend oder forschend, zu begleiten ist das Bilden von sogenannten Communities of Practices. Communities of Prcatices sind vereinfacht ausgedrückt Gruppen von Menschen unterschiedlicher Zusammensetzung, die an einem ähnlichem Ziel arbeiten und Informationen diesbezüglich austauschen. Dabei soll es zum Erfahrungsaustausch und dem Abgleich sowie Profitieren von heterogenen Wissenständen kommen. Lernende sollen in der Gruppe: Probleme formulieren, Feedback geben, Fragestellungen definieren und stellen, Zusatzmaterialien und -informationen suchen und austauschen. Communities of Practice unterscheiden sich zur "klassischen" Gruppenarbeiten in mehreren  Punkten. Communities of Practice sind selbstorganisiert und ihre Lebenszeit ist nicht zielgebunden, sondern abhängig von dem Interesse der Lernenden an einem gegenseitigen Austausch. Zudem ist das Ziel der Zusammenarbeit nicht das Endprodukt, sondern auf den Prozess hin gerichtet. Die Mitglieder lernen voneinander und unterstützen sich gegenseitig bei der Bearbeitung einer Aufgabenstellung. Lernen soll durch einen direkten Bezug zum Praxiskontext und dem sozialen Austausch gefördert werden. Dies bringt Communities of Practice mit dem Konzept des situierten Lernens in Verbindung.

Communities of Practice bieten sich für den Anfang von problemorientierten oder forschenden Lernprozessen als eigenständige Begleitform und können durch Austauschmöglichketen wie Foren in Moodle unterstützt werden. Im Grad der formellen Struktur können Communitites of Practices stark variieren, da die Zusammensetzung und Form stark mit dem Lernziel, der Zielgruppe und des Arbeitsprozesses an sich sowie den Lernenden zusammenhängt. Für den Einsatz im Bereich der Hochschullehre ist jedoch eine gewisse didaktisierte Grundstruktur förderlich. Hierbei sollte beachtet werden:

  • Rahmen für Treffen und Meetings (gerade am Anfang) organisieren bzw. zur Verfügung stellen
  • Kleinere Gruppen helfen bei der Einführung der Methodik
  • Innerhalb der Gruppe sollte es einen Moderator/Koordinator geben
  • Nutzen der Community of Practice regelmäßig abfragen, falls diese nicht mehr benötigt wird, kann man sie auflösen
  • Regelmäßig den Praxisbezug der Arbeit in der Gruppe für die Lernenden herstellen und reflektieren lassen

Um einen stärkeren Praxisbezug in einer "klassischen" Vorlesung zu erzeugen ist ein einfacher Schritt Expert*innen einzuladen. Die Methodik der Expertenbefragung geht jedoch über den Gastvortrag hinaus. Hier ist eine aktive Auseinandersetzung der Lernenden im Vorfeld und während des Besuchs im Fokus. Ziel ist eine aktive Auseinandersetzung mit den Expert*innen und der diesbezüglichen Thematik. Studierende sollen aktiv den Gast befragen und evtl. Thesen bewerten. Dies macht eine Vorbereitung auf den Besuch aus der Praxis erforderlich und wünschenswert. Studierende sollen im Vorfeld Vorwissen aufbauen und  Fragen sowie Thesen vorbereiten. Nach der Interviewsituation sollte es einen Reflexion-Prozess über das Interview und die Ergebnisse zwischen Lehrperson und Studierenden geben. Expertenbefragungen können auch online durch Adobe Connect durchgeführt werden, um eine Ortsunabhängigkeit für die Expert*innen zu garantieren. Somit lassen sich auch Expertenbefragungen in Kleingruppen oder in das Ausland realisieren.

Das Konzept des Service Learnings verbindet im Rahmen von Lehrveranstaltungen eine praxisnahe Auseinandersetzung mit ehrenamtlicher Beteiligung und einer Übernahme von Verantwortung sowie Engagement im sozialen Bereich. Dabei sollen durch die Auswahl passender Projekte erlerntes Fachwissen aus dem jeweiligen Fachbereich effektiv und effizient im sozialen und öffentlichen Sektor eingebracht werden. Studierenden soll somit ermöglicht werden, 1. ihr Wissen und ihre Kompetenzen in der Praxis anzuwenden und weiterzuentwicklen, 2. den sozialen Bereich kennenzulernen und mitzugestalten und 3. die Persönlichkeitsentwicklung durch eherenamtliches Engagement der Studierenden zu steigern. Im besten Fall bringt der Einsatz der Studierenden durch das Einbringen ihres Fachwissen auch einen nachhaltigen Gewinn oder eine Verbesserung für den jeweiligen Kooperationspartner aus der Praxis. Um ein gutes Service Learning Angebot zu gestalten sollten diese Punkte beachtet werden:

  •     Persönnliche Gestaltungsmöglichkeiten für die Studierenden
  •     Enge Verknüpfung mit Studiengangs-Curricula und jeweiligen Lernzielen
  •     Reflexion des eigenen Lernprozesses (auch über E-Portfolios)
  •     Selbstverantwortung der Studierenden bei Planung, Durchführung und Auswertung fördern und fordern
  •     Konkrete Problemstellung seitens des Kooperationspartners aus der Praxis

An der Frankfurt University of Applied Sciences wird die Forschung, Beratung und Vermittlung von Service Learning durch ein Team unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Koch an der Koordinations- und Beratungsstelle für Service Learning und gesellschaftliches Engagement angeboten. Link zum Angebot und Kontakt: www.frankfurt-university.de/servicelearningoder per Mail an servicelearning(at)fra-uas.remove-this.de

Praktika sind ein fester Bestandteil der Hochschulbildung. Zur Wirksamkeit von Praktika besteht jedoch ein geringer Forschungstand, außer für Lehramtsstudiengänge. Aus Sicht der Studierenden lässt sich hier eine starke berufsorientierende Wirkung festhalten. Praxisphasen können unterschiedlich gestaltet werden und verfolgen unterschiedliche Zielsetzungen. Funktionen für das Studium können z.B. die Erprobung des Berufswunsches, Erkundung der Praxis, Anwendung und Vertiefung der Theorie oder der Aufbau von Kontakt in die Praxis für die spätere Berufswahl sein. Der (Lern-) Erfolg einer Praxisphase hängt von der Voraussetzung der Studierenden, dem Praxisbezug der vorangehenden und begleitenden Seminaren und Vorlesungen sowie der internen und externen Betreuungsqualität ab.  Problematisch kann der Transfer von erlangtem Wissen auf konkrete Anwendungsituationen sowie die Verallgemeinerung von singulären Lernerfahrungen sein. Es ist deswegen wichtig bei der Betreuung von Praxisphasen Reflexion der Handlungen der Lernenden zu fördern. Erfahrungen aus der Praxisphase sollten immer mit der Theorie in Verbindung gebracht werden. Der Transfer zwischen Praxis und Theorie kann durch problemorientierte Formate im Vorfeld unterstützt werden. Während der Praxisphase können E-Portfolios für die stetige Reflexion geführt werden.

Um den Lernprozess während Praxisphasen im Studiums zu fördern, kann das Anlegen und Führen eines (E-Portfolios) ein hilfreiches didaktisches Werkzeug sein. Das Portfolio kann prinzipiell in vielfältiger Form angelegt werden, von Text bis hin zu Videos.  Auf Moodle können Lernende dies digital hinterlegen. Die Lernenden sollen dabei angeregt werden während des Lernprozesses den eigenen Fortschritt zu evaluieren und einzuordnen. Dafür sollte das Portfolio folgende Elemente enthalten: das Lernergebnis, Reflexion des Lernprozesses und gegebenenfalls Rückmeldungen von Mitstudierenden.

Unter Mobile Learning lässt sich vereinfacht das ortsunabhängige Lernen gestützt durch mobile Endgeräte wie Tablets oder Smartphones verstehen. Durch den Einsatz von Mobile Learning können digitale Lerninhalte oder Aufgabenstellungen in den Kontext der Praxis gebracht werden und somit situiertes Lernen fördern. Mobile Lernangebote ergänzen den Besuch einer physischen Umgebung und initiieren Auseinandersetzungen, Problemstellungen oder geben zusätzliche Informationen. Dabei kann die Information oder Aufgabenstellung auch durch z.B. GPS-Koordinaten oder QR-Codes ortsabhängig hinterlegt werden. Werden diese Inhalte oder zusätzliche Darstellungen wie 3D Modelle durch das Endgerät an Ort und Stelle angezeigt, spricht man von Augmented Reality.

Einfache mobile Lernangebote lassen sich mit Moodle umsetzen. Studierende können über die Moodle-App Kurse abrufen. Mobile Learning und der Einsatz von Augmented Reality können Exkursionen oder eigenständige Praxisbesuche steuern und mit Lerninhalten und Lernaufgaben anreichern, die unabhängig von der Lehrperson, explorativ und kooperativ bearbeitet werden.

Simulationen können bestimmte Prozesse und Abläufe darstellen und interaktiv erfahrbar machen. In einer sicheren Umgebung können Lernende so Variable ändern und herausfinden was in einem praxisnahen Kontext mögliche Ergebnisse ihrer Handlungen sind. Simulationen können dabei technische Systeme und Abläufe wie zum Beispiel der Aufbau eines Motors, soziale Systeme wie zum Beispiel Unternehmensaufbau oder politische Abhängigkeiten, natürliche Systeme wie zum Beispiel naturwissenschaftliche Modelle, nachbilden. Dabei weisen Simulationen verschiedene Detail - und Komplexitätsgrade auf. Von einem einfachen interkativen 2D Schaubild mit einzelnen verstellbaren Variablen hin zur komplexen und begehbaren Virtual Reality (VR) Simulation ist vieles möglich.

Computerspiele mit einer konkreten Zielsetzung neben der reinen Unterhaltung bezeichnet man als Serious Games. Game Based Learning beschreibt das Lernen durch Computerspiele jeglicher Art. Durch ihre Strukturgegebenheit können Computerspiele ähnlich eingesetzt werden wie Simulationen. Dabei sind Serious Games mit dem Ziel meist an einem hohen Grad an Simulationstreue orientiert. Zusätzlich bieten Spiele externe Aufgabenstellung und andere Motivationsmechaniken. Diese Strukturmerkmale können Lernende motivieren, sie aber auch von den eigentlichen Inhalten ablenken. Der Lernerfolg hängt stark mit einer geeigneten didaktischen Einbindung zusammen. Eine Vorbereitung und Reflexion des Spielgeschehen ist unabdingbar, soll ein Lerntransfer gefördert werden.

"Hochschulbildung findet stets in einem gesellschaftlichen Umfeld statt und ist nie zweckfrei. Das war auch zu Humboldts Zeiten so [...]. Bezüge zur Arbeitswelt, Praxisphasen (die allerdings reflektiert und theoretisch eingebunden sein müssen) sollten daher stets integraler Bestandteil von Hochschulbildung sein."

Elsholz, 2019

Welche Aufwände entstehen beim Einsatz der Methoden?

Eine problemorientierte und intensive Vorbereitung der Praxisphase erfordert eine didaktische Gestaltung, die durchaus anspruchsvoll und zeitintensiv sein kann. Eine zusätzliche Herausforderung besteht darin, die Praxisbezüge in die Lehre sinnvoll einzubeziehen. Diesbezüglich ist ein gutes Mittelmaß an theoretischen Grundlagen und praktischen Bezügen in der Planung der Inhalte zu entwickeln. Praxisbezüge sollten zeitaktuell und gegebenenfalls lebensorientiert sein, um Studierende zu motivieren und Transferleistungen zu fördern. Dies erfordert eine Auseinandersetzung mit aktuellen Geschehnissen in der Praxis und didaktische Umsetzung dieser Inhalte für die eigene Lehre.

Bei Praktika oder Service Learning ist eine Herausforderung die Realitäten der Praxisumgebung und der Hochschullehre geschickt zu verknüpfen, sodass sie den jeweiligen Lernzielen dienen. Organisation der Lernbegleitung sowie der Reflexionprozesse der Studierenden müssen unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden. Zudem ist eine gute Abstimmung zwischen Hochschulakteuren und Praktikumseinrichtungen für das Gelingen erforderlich. Praxisbezogene Zusatzaufgaben erfordern von den Studierenden Zeit. Dies sollte bei der Planung und didaktischen Begleitung bedacht werden.

Ziel des Praxisnahen Lernens soll neben dem Vertiefen von Fachwissen und Erlangen sowie Erproben von Anwendungswissen, der Aufbau von Kompetenzen für die Praxis sein. Herausfordernd und aufwendig ist diese Kompetenzen zu bestimmen, und dem Vorwissen der Studierenden gerecht darauf einzugehen.

Beispiele

Das offizielle Angebot zu Service Learning an der Frankfurt University of Applied Sciences ist fachbereichsübergreifend an der Koordinations- und Beratungsstelle für Service Learning und gesellschaftliches Engagement angesiedelt. Alle bisherigen Service Learning Projekte wurden in unterschiedlichen sozialen Einrichtungen im Rhein-Main-Gebiet durchgeführt: So wurde für die Arbeiterwohlfahrt Frankfurt ein Warehouse Management System erfolgreich eingeführt oder für die Behindertenhilfe Bergstraße Arbeitsprozesse in einer Produktionsstätte verbessert. Andere Projekte behandelten zum Beispiel ein Bewerbungstraining für Geflüchtete,  Mobilitätskonzepte für dezentrale Lebensorte Geflüchteter, die Programmierung einer App im Kontext der Geflüchtetenarbeit, die Bedarfe mit dem Know How von Helfenden matcht, kulturelle Projekte mit Drogenabhängigen, die Gestaltung eines Gemeinschaftraums für Senioren, die Analyse des Zustandes von Straßen und Spielplätzen sowie die Gestaltung von öffentlichen Plätzen und vieles mehr. Die Beispiele zeigen wie unterschiedlich die Handlungsfelder sein können und das Service Learning interdisziplinär eine praxisorientierte Erweiterung des Lehralltags darstellt. Die zusätzlich durchgeführte Begleitforschung kam zum Ergebnis, dass Service Learning gleichwertig zu den Vergleichs-Lehrmethoden (Projekt, Vorlesung) ist, und die Teilnehmenden Service Learning als gut für ihre persönliche Entwicklung empfinden.
 

Link zum Angebot und Kontakt: www.frankfurt-university.de/servicelearning oder per Mail an servicelearning(at)fra-uas.remove-this.de

Studentinnen im Fachbereich Informatik können ab dem fünften Bachelorsemester das PROFIT Programm der HTW Berlin nutzen. Das Programm beabsichtigt weiblichen Lernenden einen Einblick in den Berufsalltag, Zugang zu informellen Netzwerken sowie Anregungen für den eigenen Berufswunsch zu ermöglichen. Der Einblick und Austausch wird durch Mentorinnen aus den Partnerunternehmen sowie der Wissenschaft ermöglicht. Alle vier Wochen treffen sich so Studentinnen und Mentorinnen für ein One-to-one Mentoring. Die Studentinnen müssen selbständig das Treffen organisieren, vorbereiten und reflektieren. Als Stütze wird den Lernenden ein Leitfaden für die Durchführung und Bearbeitung der Treffen zur Verfügung gestellt.

Mit dem BusinessplanLab bietet die Freie Universität Berlin ihren Studierenden einen Businessplanwettbewerb an. In interdisziplinaren Teams können die Studierenden im Semester eine Geschäftsidee aus unterschiedlichen Bereichen wie z.B. Naturwissenschaft, Informatik oder Sozialwissenschaften entwickeln. Dabei stehen bei Bedarf Coaches aus den verschiedenen Fachbereiche als Lernbegleiter zur Verfügung. Die Bewertung der erarbeiteten Konzepte wird von einer internen Fachjury durchgeführt. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit Feedback von externen Juroren aus der Praxis zu erhalten.

Das Projektstudium „Ressourcen- und Sozialraumorientierung in der Sozialen Arbeit“ - Universität Duisburg-Essen

In den Feldern der Jugend- und Altenhilfe, Stadtplanung, Kommunal-, Arbeitsmarkt- und Wohnungspolitik können die Studierenden im Projektstudium Ressourcen- und Sozialraumorientierung in der Sozialen Arbeit an der Universität Duisburg-Essen praxisnahe Erfahrungen sammeln. An drei Standorten können 12-16 Studierende ab dem dritten oder vierten Semester verschiedene Aktivitäten wahrnehmen. Begleitend werden in einem Seminar theoretische Begleitthemen sowie Aspekte aus der praktischen Arbeit der Studierenden behandelt. Zusätzlich gibt es mehrere Angebote zur Reflexion zwischen Studierenden, aber auch mit den Lehrenden der Universität. Zum Beispiel wird am Ende jedes Projektsemesters ein Blockseminar abgehalten, indem die Arbeit des letzten Semesters reflektiert wird. Für das praktische Arbeiten während des Semesters erhalten die Studierenden vier Semesterstunden angerechnet.

In einer Exkursion zu einem Lehr- und Versuchsbauernhof wurden an bestimmten Stellen QR-Codes platziert. Die Studierenden können so vor Ort situiert auf Informationen durch ihre mobile Endgeräte zugreifen. Der Vorteil ist, dass so keinerlei Software benötigt wird. Jedoch müssen QR-Codes vorbereitet werden und diese vor Ort im Vorlauf der Exkursion platziert werden.

Weiterführende Links

  • Agrifoglio, Rocco (2015): Communities of Practice. In: Rocco Agrifoglio (Hg.): Knowledge Preservation Through Community of Practice, Bd. 37. Cham: Springer International Publishing (SpringerBriefs in Information Systems), S. 25–46.
  • Elsholz, Uwe (2019): Hochschulbildung zwischen Fachwissenschaft, Praxisbezug und Persönlichkeitsentwicklung. In: Tobias Jenert, Gabi Reinmann und Tobias Schmohl (Hg.): Hochschulbildungsforschung. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 7–21.
  • Hezemans, Marijke; Ritzen, Magda (2005): Communities of Practice in Higher Education. In: Tom van Weert und Arthur Tatnall (Hg.): Information and Communication Technologies and Real-Life Learning, Bd. 182. Boston, MA: Springer US (IFIP — The International Federation for Information Processing), S. 39–46.
  • Iucu, Romiţă B.; Marin, Elena (2014): Authentic Learning in Adult Education. In: Procedia - Social and Behavioral Sciences 142, S. 410–415. DOI: 10.1016/j.sbspro.2014.07.702.
  • Kerres, Michael (2018): Mediendidaktik: Konzeption und Entwicklung digitaler Lernangebote. 5. Aufl.: De Gruyter.
  • Kopp, Andrea; Seidel, Andreas; Schubarth, Wilfried; Speck, Karsten; Gottmann, Corinna; Kamm, Caroline et al. (2012): Praxisbezüge stärken!–Empfehlungen zur Professionalisierung von Praxisphasen. In: Wilfried Schubarth, Karsten Speck, Andreas Seidel, Corinna Gottmann, Caroline Kamm und Maud Krohn (Hg.): Studium nach Bologna: Praxisbezüge stärken?!, Bd. 1. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 299–314.
  • Macke, Gerd; Hanke, Ulrike; Viehmann, Pauline (2012): Hochschuldidaktik. Lehren, vortragen, prüfen, beraten. Mit Methodensammlung" Besser lehren", auch als Download. 2., erw. Aufl. Weinheim, Bergstr: Beltz, J (Beltz Pädagogik).
  • Reinmann, Gabi (2015): Studientext - Didaktisches Design. 5. Aufl. Hamburg.
  • Schubarth, Wilfried; Speck, Karsten: Employability und Praxisbezüge im wissenschaftlichen Studium. Fachgutachten. Hochschulrektorenkonferenz. Online verfügbar unter https://www.hrk-nexus.de/fileadmin/redaktion/hrk-nexus/07-Downloads/07-02-Publikationen/Fachgutachten_Employability-Praxisbezuege.pdf, zuletzt geprüft am 12.08.2019.
  • Witt, Claudia de; Sieber, M. AlmutA. (2013): Mobile Learning. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.

Wollen Sie eine Methode mit uns teilen? Schreiben Sie uns!

email@best.fra-uas.de

Zentrale WebredaktionID: 6351
letzte Änderung: 31.05.2021