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„Tag der Tutorienarbeit“ am 1. Juni 2023: Studierende berichten

Im Interview geben Studierende unserer Hochschule anlässlich des Tags der Tutorienarbeit am 1. Juni Einblicke in Ihre Tätigkeit.

Am 1. Juni findet der deutschlandweite Aktionstag „Tag der Tutorienarbeit“ statt, der 2019 vom Netzwerk Tutorienarbeit an Hochschulen ins Leben gerufen wurde. Er hat zum Ziel, auf die Arbeit von Tutorinnen und Tutoren sowie Mentorinnen und Mentoren aufmerksam zu machen und Wertschätzung für ihre Tätigkeiten auszudrücken.

An der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) arbeiten jedes Semester rund 500 studentische Hilfskräfte, die durch ihr tägliches Engagement einen wichtigen Beitrag zum Hochschulleben leisten. Ob als Fachtutorin, Studiengangsmentor oder ESE-Tutor, die Aufgabengebiete sind vielfältig. Anlässlich des Aktionstages berichten vier Studierende über die Chancen und Herausforderungen ihrer Tätigkeiten und geben einen kleinen Einblick in ihre Arbeit an der Hochschule.

Tolga Alganatay studiert Produktentwicklung und Technisches Design (B.Eng.) und Dorothea Wenderoth ist Studentin im M.A. Leadership. Beide sind seit dem Wintersemester 2022/23 in der Mathewerkstatt tätig. Georgina Urzowski studiert ebenfalls Leadership (M.A.) und arbeitet seit Januar 2022 als Tutorin in der Schreibwerkstatt. Philipp Ruppert ist als studentischer Mentor im Studiengang Maschinenbau (B.Eng.) tätig.

Was motiviert dich, als Tutor/-in oder Mentor/-in zu arbeiten?
T. Alganatay: Ganz allgemein ist es das Glücksgefühl, wenn man jemandem helfen kann, sei es jetzt bei einer Rechnung oder einem Rechenschritt. Wenn man lange an einer Aufgabe arbeitet und diese dann beendet, ist es, als hätte man einen kleinen Dopamin-Kick und fühlt sich gut, dass sie gelöst ist. Wenn man dieses Gefühl mit anderen teilt, dann haben alle ein bisschen mehr davon, als wenn man alleine zuhause sitzt und die Aufgabe löst. Das ist zwar auch gut, aber wenn man anderen helfen kann, ist es umso besser.Ich kenne viele Studierende, die durch meine Hilfe weitergekommen sind und gesagt haben: „Hey Tolga, das Thema, mit dem du mir da geholfen hast, konnte ich woanders anwenden.“ Das ist toll, wenn man noch mit der Person in Kontakt steht und sieht, dass sie meinetwegen Fortschritte gemacht hat. Ich habe ihr nur ausgeholfen und sie hat es schließlich alleine hinbekommen.

G. Urzowski: Die Möglichkeit, anderen Studierenden auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen unterstützend zur Seite stehen zu können. Als Studierende weiß ich selbst, dass Dinge manchmal schwer sein können, wenn man sie ohne Unterstützung machen muss.

Was hast du aus deiner Tätigkeit gelernt?
D. Wenderoth: Ich habe gelernt, gezielter und konkreter Fragen zu stellen, um damit häufig schon viel zu helfen. Das Motto „Hilfestellung zur Selbsthilfe“ hat viele Vorteile, aber ich musste erst lernen, ratsuchenden Studierenden nicht einfach nur die Lösung vorzukauen. Außerdem habe ich gelernt, Dinge verständlich zu erklären und dabei mein eigenes Wissen regelmäßig wiederholt und beibehalten. Mein mathematisches Wissen und Verständnis haben sich durch die vielen Fragen sehr vertieft.

T. Alganatay: Sehr stark habe ich das Prinzip „Fehler machen ist okay“ gelernt. Ich glaube, viele Leute haben Angst davor und denken: Fehler sind etwas Schlechtes. Das macht ja auch Sinn, denn wenn du in einem Job einen Fehler machst, dann kostet es Geld. Aber bis zu deinem Job musst du es lernen und um zu lernen, musst du Fehler machen.

P. Ruppert: Ganz klar kann hierbei festgehalten werden, dass man in der Funktion als Studiengangsmentor nie auslernt. Die Tätigkeit ist sehr umfangreich und die Einblicke sehr vielseitig. Hauptsächlich ist der Lernerfolg des Mentorings, viele Themen zu jonglieren und sich somit sogar in einem ersten Schritt in Richtung Führungstätigkeit zu qualifizieren. Dies fördert die Weiterbildung der persönlichen wie fachlichen Kompetenzen immens, was auch durch regelmäßige Fortbildungen der Hochschule unterstützt wird.

Welche Vorteile bietet deine Tätigkeit für deine berufliche Zukunft?
D. Wenderoth: Mein Fachwissen in der Mathematik ist viel präsenter als das von vielen meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen. Meine Kompetenzen des Führens, des Erklärens und des Anleitens wurden gestärkt und werden mir als angehende Führungskraft sicher viel bringen.

G. Urzowski: Die Fähigkeit, mich selbst zu organisieren, selbstständig zu arbeiten, aber auch mit einem Team zu arbeiten. Des Weiteren erhalte ich dadurch einen Einblick in die Arbeit des öffentlichen Dienstes und lerne, adäquat und professionell in Beratungssituationen agieren zu können.

Welche Herausforderungen begegnen dir in deiner Arbeit als Tutor/-in oder Mentor/-in?
T. Alganatay: Das Leben mit der Arbeit zu kombinieren. Wenn ich morgens um 8:00 Uhr zur Hochschule gehe, abends um 18:00 Uhr nach Hause komme und danach noch zum Volleyballtraining gehe, ist der Tag schon gefüllt. Dass ich an der Hochschule arbeite, ist gut, da ich nicht weit weg gehen muss, trotzdem sind es lange Arbeitszeiten und viel mentales Arbeiten. Wenn du dagegen in der Gastronomie arbeitest, musst du eher von A nach B laufen und hier muss ich über mathematische Formeln und Lösungswege nachdenken. Und dann muss ich noch überlegen, wo die Personen in ihrem Rechenweg stehen und wie ich ihnen weiterhelfen kann. Besonders wenn man davor schon selbst zwei bis drei Stunden Mathematik gelernt hat, ist es manchmal ermüdend.

G. Urzowski: Die größte Herausforderung ist vermutlich das Sich-Immer-Wieder-Einfühlen auf neue Studierende – zu schauen, wo sie stehen, wo sie abgeholt werden können, inwiefern ich unterstützend wirken kann und welche Methoden und Ansätze dafür notwendig sind. Kommunikation und Reflexion sind dafür unabdingbar.

P. Ruppert: Wer nun gedacht hätte, dass es mit einem entsprechenden Funktionstitel geschehen ist, muss ich in der Euphorie dämpfen. Man muss sich bewusst sein, dass in dieser Funktion kein wohlverdienter Feierabend herrscht, sondern die Tätigkeit salopp gesagt 24/7 gelebt werden muss. Dieses Amt bezeichne ich auch aus besagten Gründen gerne, weil es mir sehr viel Freude und Spaß bereitet, als Lifestyle. Herausfordernd ist es wirklich durchgängig, sei es bei Differenzen zwischen Lehrenden und Studierenden oder persönlichen Themen von Studierenden, die eine sehr individuelle Beratung zu Ihrem Problem benötigen. Diese Vielfalt lässt die Tätigkeit nie monoton erscheinen.

Warum sind Tutorinnen und Tutoren sowie Mentorinnen und Mentoren aus deiner Sicht wichtiger Teil der Hochschule?
D. Wenderoth: Wir bieten eine zusätzliche Hilfe im Lernprozess der Studierenden. Häufig ist es leichter, Fragen an Mitstudierende zu stellen als an die Lehrenden, die dich am Ende auch bewerten werden. Es kann manchmal einschüchternd sein, vor dem gesamten Kurs etwas zu fragen und es ist teils in großen Vorlesungen und Übungen sehr schwer, sich Gehör für eine Frage zu verschaffen. Als Mitstudierende und Tutorin hat man außerdem manche Probleme selbst schon erlebt und kann sich dadurch mehr in die hilfesuchenden Studierenden hineinversetzen sowie deren Probleme besser nachvollziehen.

G. Urzowski: Weil sie Studierende genau dort abholen können, wo es notwendig ist. Dadurch, dass die Distanz gering ist und wir selbst studieren, kennen wir die Schwierigkeiten im Studium besser und können auch hochschulintern sinnvoll agieren und die problematischen Stellen aufzeigen.

P. Ruppert: In meiner beruflichen Laufbahn bin ich immer wieder auf einen Kardinalfehler gestoßen: mangelhafter Kommunikationsaustausch auf Basis von Schnittstellendefiziten. Glücklicherweise hat hier der Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften der Frankfurt UAS vor wenigen Jahren die einzig richtige Entscheidung getroffen: das Mentoring zu implementieren. Es besteht zunehmend der Wunsch von Lehrenden und Studierenden, genau hier eine Ansprechperson zu haben, welche die Vermittlungsposition zwischen beiden Seiten ist. Aus meiner bisherigen Erfahrung als Studiengangmentor wird dies sehr von der Hochschulgemeinschaft geschätzt und gerne in Anspruch genommen. Sollte das Amt des Studiengangmentors obsolet werden, könnte es, meiner Einschätzung nach, zu einer Entfremdung zwischen Hochschule und Studierenden kommen.

Welche Qualifizierungsangebote könnten aus deiner Sicht für die Arbeit als Tutor/-in oder Mentor/-in nützlich sein?

T. Alganatay: Es ist wichtig, dass Tutorinnen und Tutoren lernen, wie sie sich in andere Studierende hineindenken können. Es gibt Studierende, die die Aufgaben schnell verstehen und andere, die länger brauchen. Zudem müssen sie lernen, den Studierenden Mittel an die Hand zu geben, mit denen sie die Aufgabe selbst lösen können. Zwar hilft es, einen Lösungsweg zu zeigen, aber wenn die Person diesen nicht nachvollziehen kann, dann nützt es ihr wenig.

P. Ruppert: Ich spreche als industrieerfahrener Studierender und Studiengangsmentor wahrscheinlich nicht für viele Mentorinnen und Mentoren, aber kann nur die Empfehlung aussprechen, verstärkt in den Bereichen der Selbstorganisation und Fallberatung grundlegende Coachingangebote wahrzunehmen. Sobald entsprechende Beratungskompetenzen bei angehenden Mentorinnen und Mentoren vorliegen, kann die zukünftige Studierendenschaft hier verstärkt unterstützt werden.

Um Studierende auf die anspruchsvollen Tätigkeiten im Tutoring und Mentoring vorzubereiten, existiert seit Anfang April im Projekt STEPS eine Stelle, die ein fachbereichsübergreifendes Qualifizierungsangebot entwickelt.

Als Auftakt wird am Donnerstag, 15. Juni von 16:00 – 18:00 Uhr im Café 1 ein Vernetzungstreffen für Tutorinnen und Tutoren sowie Mentorinnen und Mentoren angeboten. Schulungsangebote zu Schlüsselkompetenzen wie Kommunikation oder didaktischen Grundlagen werden im nächsten Semester folgen.

Weitere Infos zum Vernetzungstreffen finden Sie unter https://www.frankfurt-university.de/tutorienarbeit/ und im CampUAS-Kurs (https://campuas.frankfurt-university.de/course/view.php?id=4060).

Zentrale WebredaktionID: 3672
letzte Änderung: 09.01.2024