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Hilfe bei Übergriffen auf Partys: Awareness-Konzept gegen Sexismus und Diskriminierung

Den Laura-Maria-Bassi-Preis für Frauenförderung und eine geschlechtersensible Hochschulkultur vergibt die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) in diesem Jahr an die Studentin Sara Worthmann, stellvertretend für ihr „Awareness“-Team. Die Frankfurterin nahm den Preis Mitte Februar 2019 entgegen. Sie initiierte und konzipierte ein so genanntes Awareness-Konzept für größere Veranstaltungen: Abgeleitet vom englischen Ausdruck „to be aware“ (sich bewusst oder sensibilisiert sein) sieht es vor, dass bei größeren Veranstaltungen der verfassten Studierendenschaft, zum Beispiel Partys mit mehr als 200 Personen, ein geschultes Awareness-Team anwesend ist. Es dient als Anlaufstelle für Menschen, die Opfer persönlicher Übergriffe jeglicher Art – sexistisch, rassistisch, antisemitisch oder homophob – werden und bietet Hilfe an und einen sicheren Raum, in den Betroffene sich zurückziehen können. Die Frauenkommission der Frankfurt UAS würdigt mit dieser Auszeichnung das große Engagement Worthmanns, die sich aktiv gegen Diskriminierung in jeglicher Form einsetzt. Der mit 1.000 Euro dotierte Laura-Maria-Bassi-Preis wird seit 2005 jährlich an Hochschulangehörige verliehen, die sich in besonderem Maße für die Gleichstellung von Frauen und Männern und eine geschlechtersensible Hochschulkultur einsetzen.

„Sara Worthmann hat mit ihrem Engagement für das Awareness-Konzept einen Lösungsansatz zu einer Herausforderung entwickelt, die uns als Hochschulleitung auch immer wieder beschäftigt: Wie können wir in der Frankfurt University of Applied Sciences mit ihrer enorm heterogenen Studierendenschaft für den Einzelnen oder die Einzelne, unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sexueller Identität, Religion und politischer Haltung ein angstfreies Klima schaffen?“, so Prof. Dr.-Ing. Kira Kastell, Vizepräsidentin der Frankfurt UAS. „Sara Worthmann hat sich mit ihrem Engagement ganz im Sinne des Laura-Maria-Bassi-Preises für eine geschlechtergerechte Hochschulkultur eingesetzt. Wir wünschen uns viele solcher engagierten Studierenden, denn sie machen die Hochschule zu einem Ort des Wissens und der Innovation, zu einem Ort, von dem Impulse für eine demokratische und gleichberechtigte Gesellschaft ausgehen können.“

Sara Worthmann ist seit 2018 Vizepräsidentin des Studierendenparlaments (StuPa) und Referentin für politische Bildung im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Frankfurt UAS und sieht darin einen klaren politischen Gestaltungsauftrag. „Schule und Studium sind Orte, an denen man noch viele Menschen erreicht, zu denen man später keinen Zugang mehr hat“, begründet Worthmann ihre Motivation. Die 30-Jährige studiert den Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit. Aus dem Studium, eigener Erfahrung und durch ihre Arbeit als Tutorin im Rahmen der Erstsemestereinführungen wusste sie, dass es auch bei den Hochschul-Partys zu sexistischen, rassistischen und homophoben Anfeindungen sowie zu unerwünschter Anmache kommen kann. Worthmann betont: „Übergriffe bei Partys sind kein hochschulspezifisches Thema, sondern geschehen leider allerorten.“ Als sie auf einer externen Party erstmals ein Awareness-Konzept erlebte, kam ihr die Idee, so etwas auch an der Frankfurt UAS einzuführen. Solche Konzepte wurden inzwischen an zahlreichen deutschen Hochschulen auf Betreiben der Studierendenvertretungen etabliert. Worthmann setzte sich, unterstützt von StuPa-Kolleginnen, dafür ein, dass es an der Frankfurt UAS von Geldern der verfassten Studierendenschaft finanziert und verbindlich umgesetzt wird. Mit Erfolg: Bei der Semester-Opening-Party des ASta 2018 wurde das Awareness-Konzept erstmals getestet und seitdem verfeinert. „Wir haben vor allem von Frauen auf den Partys durchweg positive Reaktionen bekommen“, so Worthmann. Inzwischen gibt es 20 Freiwillige für die Teams, die bei Veranstaltungen zu zweit als reine Frauen- oder gemischte Teams ansprechbar sind, erkennbar am weißen T-Shirt mit dem Aufdruck „Awareness-Team“. Sie verteilen Flyer mit Hinweisen auf ihr Angebot und einer Handynummer für eventuelle Zwischenfälle und arbeiten bei ihren Einsätzen eng – und laut Worthmann „sehr gut“ – mit den obligatorischen Security-Mitarbeitern vor Ort zusammen. „Unser Ziel ist es, eine angstfreie Atmosphäre für alle zu schaffen“, so Worthmann. Sie möchte die Teams gern noch professioneller schulen. Das Sensibilisieren gegen Diskriminierung und grenzüberschreitendes Verhalten jeglicher Art sollte laut Worthmann eine Querschnittsaufgabe sein, „warum nicht sogar als Modul fürs interdisziplinäre Studium Generale?“.

Namensgeberin des Preises ist Laura Maria Bassi (1711-1778), die als erste Universitätsprofessorin Europas Physik in Bologna lehrte. Die Naturwissenschaftlerin und Mutter von acht Kindern wurde als eine der ersten Frauen von der Universität Bologna promoviert und als einzige Frau in die Bologneser Akademie aufgenommen. Die Auszeichnung wird seit 2005 im jährlichen Wechsel an Studierende oder Beschäftigte der Hochschule vergeben. Mit dem Preis werden Initiativen honoriert, die beispielsweise zur Erhöhung des Frauenanteils in Studiengängen mit geringer Frauenquote führen, Aktivitäten, die der sexuellen Diskriminierung von Frauen oder Männern an der Hochschule entgegenwirken oder in anderer Weise zur Gerechtigkeit im Geschlechterverhältnis beitragen.

Kontakt:

Frankfurt University of Applied Sciences
Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte
Dr. Margit Göttert und Martina Moos
Tel.: +49 69 1533-2424 bzw. -2428
frauenbeauftragte(at)hsl.fra-uas.remove-this.de
 

Weitere Informationen zum Laura-Maria-Bassi-Preis unter www.frankfurt-university.de/laura-maria-bassi-preis.

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letzte Änderung: 09.01.2024