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Abwendung vom religiös begründeten Extremismus

Im Jugendalter, einer Phase der sozialen Ablösung von der Familie und Neuverortung, können Jugendliche und junge Erwachsene auch mit radikalislamischen oder gar extremistisch-islamistischen Strömungen in Berührung kommen. Doch was trägt dazu bei, dass sich junge Menschen nicht weiter in diese Szenen verstricken, sondern sich bereits in frühen Phasen wieder von diesen Gruppierungen und den dort propagierten Ideologien abwenden? Diese Frage soll in dem Forschungsvorhaben „Frühe Distanzierungen junger Menschen vom religiös begründetem Extremismus – eine biografische Interviewstudie“ untersucht werden. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird unter der Leitung von Prof. Dr. Michaela Köttig an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) durchgeführt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Programms „Demokratie Leben“ mit insgesamt 440.000 Euro gefördert.

„Das anfängliche Interesse von Jugendlichen, die sich auf diese Gruppierungen einlassen, gilt in vielen Fällen nicht vorrangig der dort vertretenen Ideologie – manche möchten vielleicht mehr über ihre Herkunftsreligion erfahren, andere sind auf Sinnsuche oder benötigen Hilfe in einer biographischen Lebenskrise. Viele wenden sich von diesen Gruppierungen auch wieder ab, noch bevor sie in eine Radikalisierungsdynamik, die schließlich zu Ausreisen oder Attentaten führen kann, geraten“, so die Soziologin Michaela Glaser, Koordinatorin und eine der beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen des Projekts. „Wir möchten erforschen, welche Bedingungen dazu beitragen, dass sich diese jungen Menschen bereits zu einem frühen Zeitpunkt wieder distanzieren“, ergänzt Susanne Johansson, Erziehungswissenschaftlerin sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin innerhalb des Forschungsvorhabens. „Fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse zu frühen Distanzierungen von diesen Gruppierungen sind bisher kaum verfügbar. Um solcheEntwicklungen befördern und unterstützen zu können, sind Einblicke in die hier relevanten Dynamiken und Zusammenhänge jedoch von großem Interesse.“

In dem Forschungsprojekt sollen Kontakte zu jungen Menschen aufgebaut werden, die sich schon einmal für radikale Islamauslegungen bzw. für Gruppen interessiert haben, die solche radikalen Auslegungen vertreten - und die sich zu einem frühen Zeitpunkt bereits wieder von diesen Strömungen abgewendet haben. Besonders interessieren sich die Forscherinnen dabei für Jugendliche und junge Erwachsene, die diesen Schritt ohne Unterstützung spezieller Hilfs- und Beratungsangebote bewältigt haben.
Mit den Jugendlichen werden biographische Interviews geführt, in denen sie gebeten werden, ihre gesamte Lebensgeschichte zu erzählen. „Bei dieser Vorgehensweise werden auch vorangegangene Lebensprozesse in den Blick genommen, da soziale Phänomene wie Hinwendungen zu und Distanzierungen von extremistischen Strömungen nur eingebettet in die gesamte Lebensgeschichte verstanden werden können“, erklärt Köttig, Professorin für Grundlagen der Gesprächsführung, Kommunikation und Konfliktbewältigung am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Frankfurt UAS sowie Sprecherin des dortigen Kompetenzzentrums für Soziale Interventionsforschung, an dem das Forschungsprojekt angesiedelt ist. „Um der Vielsichtigkeit dieser Prozesse Rechnung zu tragen, werden die Interviews anschließend in einem detaillierten Auswertungsverfahren analysiert, um so der Bedeutung der Distanzierung im Leben der jungen Menschen näher zu kommen. Ein solches Wissen kann für Interventionen durch die Soziale Arbeit von enormer Bedeutung sein.“

Bestandteil des Projekts ist deshalb auch ein Wissenschafts-Praxis-Dialog mit erfahrenen Praxisakteuren, in den auch die kooperierenden Forschungseinrichtungen, das Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich und die ZHAW Soziale Arbeit, Institut für Vielfalt und gesellschaftliche Teilhabe, eingebunden sind.Auf Basis der Ergebnisse sollen hier fachliche Empfehlungen erarbeitet werden, wie pädagogische Angebote gestaltet bzw. weiterentwickelt werden können, um frühe Distanzierungen von islamistischen Orientierungen und Handlungen zu unterstützen.

Kontakt:

Frankfurt University of Applied Sciences
Kompetenzzentrum für soziale Interventionsforschung
Prof. Dr. Michaela Köttig
Tel.: +49 69 1533-2647
koettig(at)fb4.fra-uas.remove-this.de
(Leitung);

Michaela Glaser
michaela.glaser(at)fb4.fra-uas.remove-this.de
(Koordination, wissenschaftliche Mitarbeit);

Susanne Johansson
susanne.johansson(at)fb4.fra-aus.remove-this.de
(wissenschaftliche Mitarbeit).

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