Institut für Suchtforschung (ISFF) der Frankfurt University of Applied Sciences
Aktuelles aus dem ISFF
Jugendliche konsumieren immer weniger Cannabis
Stadt Frankfurt veröffentlicht erste Auswertung für das Jahr 2024, der am ISFF der Frankfurt UAS durchgeführten MoSyD-Studie. Daten zeigen historischen Tiefststand bei der Verbreitung der Droge unter Jugendlichen.
Jugendliche greifen immer seltener zu Marihuana und Haschisch. Wie aus einer ersten Auswertung der Drogentrendstudie 2024 hervorgeht, probierten zuletzt nur noch 22 Prozent der 15- bis 18-Jährigen mindestens einmal in ihrem Leben Cannabis. Damit halbierte sich die Konsumzahl in den vergangenen zehn Jahren und sank auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Studie im Jahr 2002. „Frankfurt ist auf dem richtigen Weg“, sagt Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl. „Wir haben die Präventions- und Beratungsangebote der Stadt gestärkt, um vor allem junge Menschen zu informieren und sie bei Problemen im Umgang mit Cannabis zu unterstützen.“
Befürchtungen nicht bestätigt
Für Studienleiter Prof. Dr. Bernd Werse sind die Ergebnisse eindeutig: „Die Befürchtungen, dass mit der Teillegalisierung ein Anstieg des Konsums bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen einhergehen würde, hat sich nicht bestätigt. Laut unserer repräsentativen Befragung sind alle Konsumzahlen zurückgegangen. Dies betrifft sowohl die Lebenszeit-Prävalenz als auch Daten zum aktuellen und häufigen Konsum.“ Seit dem Jahr 2002 werden für das Monitoring-System Drogentrends (MoSyD), gefördert vom Drogenreferat der Stadt Frankfurt, jährlich rund 1.500 Frankfurter Schüler*innen ab 15 Jahren befragt. Seit 2024 wird die Studie am Institut für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences durchgeführt. Die Gesamtergebnisse der MoSyD-Studie liegen Ende des Jahres vor. Wegen des hohen Interesses an den möglichen Auswirkungen der Cannabis-Teillegalisierung wurden die Daten zu Cannabis für 2024 vorzeitig ausgewertet.
Weniger Konsum seit Teillegalisierung
22 Prozent der befragten Schüler*innen gaben demnach an, Cannabis mindestens einmal im Leben probiert zu haben („Lebenszeit-Prävalenz“). Im Vorjahr unter den alten gesetzlichen Regelungen waren es 26 Prozent. Zum Vergleich: 2015 lag die Quote bei 43 Prozent, 2002 bei 46 Prozent. Auch der Konsum in den vergangenen zwölf Monaten ist gegenüber dem Vorjahr von 19 Prozent auf 17 Prozent zurückgegangen („12-Monats-Prävalenz“). Neun Prozent haben Cannabis nach eigenen Angaben in den vergangenen 30 Tagen konsumiert („30-Tage-Prävalenz“). Im Jahr zuvor waren es noch zehn Prozent, vor sechs Jahren mit 22% noch mehr als doppelt so viele. Die Debatte um die Legalisierung von Cannabis und die Gesetzesänderungen haben demnach nicht zu einem Anstieg des Konsums bei Jugendlichen beigetragen. Dies trifft auch für Schüler*innen über 18 Jahre zu. Bei den älteren Befragten ist die Lebenszeit-Prävalenz rückläufig, während der Konsum in den letzten 30 Tagen gleichgeblieben ist. „Bereits seitdem von der Ampel-Koalition Ende 2021 angekündigt wurde, Cannabis teilweise legalisieren zu wollen, ist die Verbreitung der Droge unter Jugendlichen auf neue Tiefstwerte gesunken, was sich nach Einführung des Cannabisgesetzes fortgesetzt hat. Befürchtungen, dass der legale Status ein ‚falsches Signal‘ an junge Menschen aussenden würde, haben sich also nicht bestätigt – ganz im Gegenteil“, so Studienleiter Werse.
Quelle: Stadt Frankfurt am Main
Zur kompletten Pressemitteilung der Stadt Frankfurt mit weiteren Statements und wissenschaftlichen Ergebnissen zum Cannabiskonsum von Erwachsenen: https://frankfurt.de/de-de/aktuelle-meldung/Meldungen/Jugendliche-konsumieren-immer-weniger-Cannabis/
Cannabis-Modellprojekte in Frankfurt und Hannover: Verkauf von Cannabis in lizensierten Abgabestellen soll erprobt werden
Wissenschaftliche Begleitung durch Prof. Dr. Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung (ISFF)
Als wissenschaftlicher Begleiter des Projekts ist es das Anliegen des ISFF, fundierte und verlässliche Daten zu erheben, die als solide Grundlage für eine zukunftsweisende und evidenzbasierte Drogenpolitik dienen können.
Das Projekt soll über fünf Jahre hinweg zeigen, wie der Verkauf von Cannabis unter streng kontrollierten Bedingungen sowohl den Jugend- und Gesundheitsschutz verbessern als auch das Konsumverhalten nachhaltig beeinflussen kann.
Mit einer bundesweiten Einführung von Fachgeschäften könnten wir eine entscheidende Wende schaffen: Durch transparente Aufklärung, geschultes Personal und die Gewährleistung sicherer Produkte, schaffen wir Vertrauen und minimieren die Risiken, die mit illegal erworbenen Substanzen einhergehen.
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse des ISFF aus dieser Begleitforschung sollen wertvolle Hinweise liefern, wie ein solches Modell in Deutschland flächendeckend etabliert werden könnte.
Berichterstattungen MoSyD-Projekt
t-online: Weniger Alkohol und Tabak – aber diese Droge bleibt beliebt (13.12.2024)
Frankfurter Neue Presse: Frankfurter Jugendliche trinken weniger, rauchen weniger und sind zufriedener (11.12.2024)
HIT Radio FFH: Jugendliche nehmen weniger Drogen (10.12.2024)
Frankfurter Rundschau: Frankfurter Jugend nimmt seltener Drogen (10.12.2024)
Frankfurter Allgemeine: Lachgas liegt noch immer im Trend (10.12.2024)
Hessenschau: Frankfurts Jugend trinkt, raucht und kifft weniger (10.12.2024)
Berichterstattungen 2. Internationale Crack Fachtagung
WELT: „Die Straßen in unseren Städten werden gerade mit Drogen geschwemmt“ (29.11.24)
Frankfurter Rundschau: Experte warnt: Crack-Konsum ist in Deutschland auf dem Vormarsch (22.11.24)
hrinfo: Crack überschwemt die Großstädte - Was tun? (21.11.24)
Das Erste Morgenmagazin: Drogenkonsum im öffentlichen Raum (21.11.24)
Hessenschau: Experten beraten in Frankfurt über die Droge Crack (20.11.24)
Tagesschau: Droge Crack in Frankfurt: "Wir erleben eine Schwemme" (20.11.24)
ZDF: Griff zur Crack-Pfeife ist weit verbreitet (20.11.24)
TAGESSPIEGEL: „Wir erleben eine Kokainschwemme“ (20.11.24)
ProSieben: Crack auf dem Vormarsch: Gefährliche Droge hält Einzug in deutschen Großstädten (20.11.24)
Frankfurter Allgemeine: Wie ein ICE durchs Gehirn - Der rasche Aufstieg von Crack (20.11.24)
Nordschleswiger: Experte: Crack ist in vielen Großstädten angekommen (20.11.24)
Salzburger Nachrichten: Crack hat sich in deutschen Großstädten massiv verbreitet (20.11.24)
Kronen Zeitung: Deutsche Großstädte versinken im Crack-Sumpf (20.11.24)
Kölner Stadt Anzeiger: Experte: Crack ist in vielen Großstädten angekommen (20.11.24)
Stuttgarter Nachrichten: Crack-Krise hat Deutschland im Griff (20.11.24)
RedaktionsNetzwerk Deutschland: Der rasche Aufstieg von Crack: wie ein ICE durchs Gehirn (20.11.24)
tag24.de: Crack in vielen deutschen Großstädten angekommen: Experte schlägt Alarm! (20.11.24)
frankfurt.de: Zweite Internationale Fachtagung zum Thema Crack in Frankfurt (15.11.24)
Wir über uns
Das Institut für Suchtforschung (ISFF) an der Frankfurt University of Applied Sciences wurde 1997 ins Leben gerufen von Prof. Dr. Volker Happel, Prof. Dr. Dieter Henkel und Prof. Dr. Irmgard Vogt. Es sieht seine Aufgabe darin, Sucht in ihren verschiedenen Erscheinungsformen sowie die mit Sucht in Zusammenhang stehenden Probleme und Aspekte zu erforschen. Das Institut fördert den Ausbau von interdisziplinären Beziehungen zu Kooperationspartnern auf regionaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Forschungsprozesse und -resultate sollen in Lehre und Studium Berücksichtigung finden und nutzbar gemacht werden.
Am 01.06.2024 hat Bernd Werse mit der Übernahme der Professur für Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Sozialwissenschaftliche Suchtforschung auch die Leitung des Instituts für Suchtforschung übernommen.
Bis März 2025 teilt er sich die Aufgabe mit seinem Amtsvorgänger Heino Stöver. Werse hat zuvor über zwei Jahrzehnte an der Frankfurter Goethe-Universität in zahlreichen sozialwissenschaftlichen Projekten zu Drogenthemen geforscht.
Ein wesentlicher Schwerpunkt ist dabei die Drogentrendforschung; das seit 2002 vom Drogenreferat der Stadt Frankfurt geförderte "Monitoring-System Drogentrends" (MoSyD) ist mit der Amtsübernahme am ISFF auch von der Goethe-Universität an die FRA-UAS umgezogen.
Das Projekt hat mit seinen jährlichen Erhebungen ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Forschungslandschaft, gerade was neue Entwicklungen im Substanzkonsum junger Menschen angeht. Weitere Forschungsschwerpunkte sind Drogenkleinhandel, die Situation in 'offenen' urbanen Drogenszenen, Cannabisanbau und neue psychoaktive Substanzen.
Somit wird das Themenspektrum des ISFF um einige weitere Facetten ergänzt und ist für die kommenden Jahre gut aufgestellt.
Der neue ISFF-Leiter freut sich auf eine gute Zusammenarbeit mit bisherigen und neuen Kolleg*innen, Verbindungen zwischen Forschung und Lehre und eine enge Zusammenarbeit mit der sozialarbeiterischen Praxis.
Im Jahresbericht 2023/2024 erfahren Sie unter anderem mehr über die Forschungsprojekte, Veranstaltungen und Beitäge des ISFF.
Die neusten Aktivitäten des ISFFs finden Sie unter den folgenden Kanälen von Prof. Dr. Heino Stöver:

E-learning on prison health are offered under: HarmReduction.eu
Der jährlich erscheinende "Alternative Drogen- und Suchtbericht" wird u.a. mit Mitarbeiter*innen des ISFF als mitverantwortliche Redakteur*innen erstellt. Unter alternativer-drogenbericht.de können Sie die kompletten Berichte einsehen und herunterladen.
Aktuell ist der 11. Alternativer Drogen- und Suchtbericht 2024
Archido

Das Archido ("Informations- und Forschungszentrum für Tabak, Alkohol, Medikamente, Drogen und Sucht") ist die größte deutschsprachige Präsenzbibliothek zum Zusammenhang "Drogen und Sucht". Es hält über 94.000 Titel aus Forschung, Praxis, Politik für Interessierte bereit. Das Archiv für Drogenliteratur (Archido) ist Teil des ISFF.
Es kooperiert mit Einrichtungen der Frankfurt University of Applied Sciences, mit Fachinstitutionen im Suchtbereich (Praxis & Forschung), Dachverbänden (z. B. akzept e. V. und DGS), sowie mit Bibliotheken, Archiven und Informationsdiensten in Deutschland und Europa.