Hessen investiert rund 3,1 Millionen Euro in den Ausbau der Demokratieforschung
Mit dem neuen Forschungsverbund „DemoReg“, der im September seine Arbeit aufgenommen hat, entwickelt Hessen ein starkes, deutschlandweit besonderes Profil in der Demokratieforschung mit nationaler und internationaler Sichtbarkeit. Der Forschungsverbund soll langfristige Strukturen für die Demokratieforschung in Hessen schaffen. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) hat für den Forschungsverbund rund 3,1 Millionen Euro bis Ende 2028 eingeplant. Der Verbund ist Teil des vom HMWK aufgelegten Programms „Stärkung der Demokratieforschung Hessen“, welches zum „Sofort-Programm 11+1“ der hessischen Landesregierung gehört. Die Abkürzung „DemoReg“ steht für „Herausforderungen der Demokratie in Zeiten ihrer Regression: Zeiten, Räume und Diskurse“.
Unis Marburg und Frankfurt sind verantwortlich
Gemeinsam verantwortlich sind die Philipps-Universität Marburg und die Goethe-Universität Frankfurt. Weiterhin beteiligt sind die Frankfurt University of Applied Sciences, die Universität Kassel, die Technische Universität Darmstadt, die Hochschule Darmstadt, das Institut für Sozialforschung Frankfurt am Main, das Sigmund-Freud-Institut Frankfurt am Main und das Demokratiezentrum Hessen.
Dazu Wissenschaftsminister Timon Gremmels: „Wir müssen dem, was unsere Demokratie im Augenblick bedroht, auf einer faktenbasierten wissenschaftlichen Basis begegnen. Der Forschungsverbund ,DemoReg‘ hat deshalb nicht nur in der Forschungslandschaft eine immense Bedeutung, sondern er leistet auch wertvolle Beiträge für unsere freie und offene Gesellschaft. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit mehr, wir wollen verstehen, was sie schwächt, um sie zu stärken und weiterzuentwickeln. Dazu werden ausgewiesene Expertinnen und Experten zusammenarbeiten. Ich freue mich, dass wir einen so hochkarätigen Forschungsverbund zu dieser zentralen Zukunftsfrage in unsere Förderung aufnehmen können.“
Forschende arbeiten diszipinübergreifend zusammen
In den kommenden drei Jahren und drei Monaten arbeiten 35 ausgewiesene hessische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen: Disziplinübergreifend aus der Politikwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Soziologie, Philosophie, Wirtschaftswissenschaft, Rechtswissenschaft, den Erziehungswissenschaften, psychoanalytischer Sozialpsychologie sowie Humangeographie. Sie gehen der Frage nach, ob auch gefestigte Demokratien wie die deutsche in ihrem Bestand ernsthaft bedroht sind, und welche Gegenstrategien vor diesem Hintergrund mit einem weitgespannten Kooperationskonzept mit Bürgergesellschaft, Politik und Praxispartnern erarbeitet werden können. Auch stabile Demokratien sind Regressionen unterworfen, die sie existenziell gefährden können: Das lassen aktuelle Diagnosen in den Sozial- und Geisteswissenschaften befürchten.
Zentrum für Demokratieforschung als Ziel
Gemeinsam mit Partnern aus der Praxis spüren die Forschenden in lokalen Studien in Hessen den regressiven Tendenzen und möglichen Gegenstrategien nach. Im internationalen Austausch werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Praxisbefunde zur Diskussion gestellt. Außerdem sind Diskussionsrunden in Städten und Gemeinden geplant. Hier steht der direkte Austausch der Einwohnerinnen und Einwohner mit den Forschenden und den Praxispartnern zum Zustand demokratischer Verhältnisse vor Ort im Mittelpunkt. Hierfür soll mit dem „Haus der Demokratie“ in der Frankfurter Paulskirche zusammengearbeitet werden. Eine Internetplattform präsentiert die Erhebungsdaten, Forschungsergebnisse, sozialstrukturellen Daten, Entwicklung von Wahlergebnissen sowie Informationen über zivilgesellschaftliche Aktivitäten für die Demokratie.
Aus dem Forschungsverbund heraus soll ein Zentrum für Demokratieforschung Hessen entstehen, das die Expertise zur Entwicklung der Demokratie aus Wissenschaft und Praxis hessenweit bündelt.