Forschungsprojekt mit Beteiligung der Frankfurt UAS untersucht Auswirkungen von technischen Schutzmaßnahmen auf die Fahrgastsicherheit
Durch das Drehkreuz gehen, im Gedränge am Bahnsteig in den Zug steigen, wegfahren, wiederkommen. Über 400 Proband*innen nahmen an einem Tag im September 2025 im Bahnhof Berlin Olympiastadion an einem groß angelegten Versuch des BMFTR-geförderten Forschungsprojekt „Sicherheit an Bahnhöfen (SicaB)“ teil. Darin untersuchen Forschende gemeinsam mit Ordnungspartnern, wie sich Durchlasskontrollen an Bahnsteigen und Sicherheitsbarrieren zu den Zügen auf die Fahrgastsicherheit auswirken – objektiv und subjektiv. Für das subjektive Sicherheitsempfinden sind Wissenschaftlerinnen des Fb 3 unserer Hochschule zuständig.
Bisher offenes System an deutschen Bahnhöfen ohne Zugangskontrollen
Täglich sind bundesweit rund 20 Millionen Fahrgäste an den Bahnhöfen unterwegs. Der Bahnverkehr ist in Deutschland ein offenes System – weder benötigen Reisende beim Eintritt in den Zug eine Reservierung, wie etwa beim französischen TGV, noch gibt es Zugangsbarrieren, wie Drehkreuzportale die nur Ticketinhaber*innen passieren lassen. Können diese durch die Verringerung der Zahl der Menschen am Gleis zu mehr Sicherheit führen? Wie wirken sich zusätzliche Schutzmaßnahmen wie Bahnsteigbarrieren gegen Gleisstürze aus? Dies wird nun im Projekt SicaB getestet.
Fragebogen für subjektives Sicherheitsempfinden
Ziel ist es zu analysieren, ob durch die Implementierung von Maßnahmen wie Zugangskontrollen und Bahnsteigbarrieren eine Steigerung der Fahrgastsicherheit – bei gleichzeitig steigendem Reiseaufkommen – erreicht werden kann. SicaB wird im Rahmen der Förderrichtlinie „Anwender - Innovativ: Forschung für die zivile Sicherheit II“ vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert. Geleitet wird das Projekt vom Verbundpartner DB InfraGO AG, als assoziierte Partner ist die Bundespolizei mit dabei. Neben der Frankfurt UAS ist das Verkehrswissenschaftliche Institut der RWTH Aachen wissenschaftlicher Partner. Deren Forschende hatten vor dem Praxistest Personenstromanalysen durchgeführt. Sie zeigten, dass geeignete Sicherungsmaßnahmen in kleineren, mittleren und größeren Bahnhöfen in den Bahnbetrieb grundsätzlich unter bestimmten Voraussetzungen integrierbar wären. Prof. Dr. Susanne Koch, Professorin für Betriebswirtschaftslehre und Logistik am Fb 3, und ihre wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Melanie Bertl und Christina Jordanski konzipierten und leiteten die Erprobung am Berliner Bahnhof. Im Projekt untersuchen sie das subjektive Sicherheitsempfindender Fahrgäste und entwickelten hierfür einen digitalen Fragebogen.
Während des Experiments im Bahnhof Berlin Olympiastadion erfolgten dann mehrere Zugfahrten von und zu den Bahnsteigen, um ein möglichst realistisches Alltagsszenario abzubilden. Die Proband*innen passierten gruppenweise in unterschiedlichen Richtungen die Sicherungsmaßnahmen. Dadurch entstand ein erhöhtes Aufkommen an den errichteten Aufbauten. Anhand von Videoaufzeichnungen können nun einerseits die Funktionalität der Bauten und die realen Personenströme analysiert werden. Andererseits erhalten die Forschenden anhand des Fragebogens, den die Teilnehmenden anschließend ausfüllten, Informationen, wie die Fahrgäste selbst die Barrieren wahrnahmen. „Mit unserem Ansatz können wir erstmals systematisch nachvollziehen, wie technische Schutzmaßnahmen von Fahrgästen wahrgenommen werden. Nur so lässt sich beurteilen, ob Barrieren und Zugangskontrollen nicht nur objektiv schützen, sondern auch das Sicherheitsgefühl stärken“, erklärt Professorin Koch.
Das Projekt SicaB läuft noch bis Ende Februar 2026 und ist Teil des Sicherheitsbahnhofs Berlin Südkreuz.
Weitere Informationen zum Sicherheitsbahnhof:
Der Bahnhof Berlin Südkreuz ist ein Zentrum innovativer Technologien und Konzepte. Unterstützt vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und dem Bundesministerium für Verkehr (BMV) erforschen und entwickeln darin die Bundespolizei und die Deutsche Bahn neue und innovative Sicherheitskonzepte für die Bahn. In einem eigens dafür errichteten Sicherheitslabor erproben die Partner*innen gemeinsam unter realen Bedingungen, welche Innovationen Bahnhöfe sicherer machen können.

