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Von der Weltmeisterin zur CampusSport-Trainerin

Lena Müller studiert Luftverkehrsmanagement an der Frankfurt UAS – und steht nebenbei als Kickbox-Trainerin im Hochschulsport auf der Matte.

In unserer Interview-Reihe “Besondere Persönlichkeiten” erzählt sie, wie sie zwei Weltmeistertitel gewann, welche Werte ihr im Training wichtig sind und warum Kickboxen für sie der perfekte Ausgleich zum Studium ist. 

Liebe Frau Müller, bitte stellen Sie sich kurz vor.
Gerne. Mein Name ist Lena Müller, ich bin 22 Jahre alt, komme ursprünglich aus Dresden und bin 2023 fürs Studium nach Frankfurt gezogen. Hier studiere ich Luftverkehrsmanagement im 5. Semester und gebe seit dem Sommersemester 2024 außerdem einen Kickbox-Anfängerkurs am Campus.

Wie sind Sie zum Kickboxen gekommen?
Angefangen habe ich 2010, damals in der 1. Klasse, zunächst mit Karate. Mein Papa und auch mein Opa haben schon Kampfsport betrieben – das lag also ein bisschen in der Familie. Zwei Jahre danach kam Kickboxen dazu und ich habe beide Sportarten einige Zeit parallel trainiert. Später habe ich auch mit Wettkämpfen und dem Thaiboxen angefangen. 2019 habe ich die Trainerlizenz erworben und zunächst als Co-Trainerin verschiedene Gruppen trainiert, u.a. ein Kinder-Wettkampfteam. Nach dem Abitur habe ich ein Jahr lang in meinem Heimatverein Kinder- und Erwachsenengruppen eigenständig geleitet. Dass ich nun auch an der Hochschule einen Kurs geben darf, freut mich sehr.

Sie haben Kickboxen auch wettkampfmäßig betrieben. Können Sie dazu etwas erzählen?
2019 habe ich zwei Weltmeistertitel gewonnen – das war sicher der Höhepunkt meiner bisherigen sportlichen Karriere. Bis dahin war es allerdings ein langer Weg mit vielen Rückschlägen. 2017 konnte ich erstmals den deutschen Meistertitel holen und ab da ging es stetig bergauf. Die WM 2019 war ein ganz besonderer Moment, den ich mit meiner damaligen Trainerin und dem gesamten Team teilen konnte, die mich seit meinem ersten Kampf sieben Jahre zuvor begleitet haben.

Was begeistert Sie besonders an diesem Sport?
Kickboxen ist ein sehr guter Ausgleich. Du kannst den Kopf freibekommen und einfach alles rauslassen. Im Wettkampf bist du auf dich allein gestellt und kannst zeigen, was du im Training gelernt hast. Schon in meinem Verein in Dresden war es mir wichtig, dass neben der sportlichen Leistung auch Werte wie Respekt, Fairness und Teamgeist eine große Rolle spielen, das hat mich persönlich sehr geprägt. Gleichzeitig macht mir die Trainertätigkeit unglaublich viel Spaß – mein Wissen und meine Erfahrung weitergeben zu können und zu sehen, wie die Teilnehmenden Fortschritte erzielen. Besonders freut mich, dass viele Frauen im Kurs dabei sind und der Sport nicht mehr nur als „von Männern dominiert“ wahrgenommen wird.

Sie haben eben die Werte angesprochen, die Sie weitergeben möchten. Wie machen Sie das?
Mir ist besonders wichtig, dass es im Training nicht nur um das Erlernen von Techniken geht. Wir tauschen zum Beispiel regelmäßig die Trainingspartner*innen, damit sie sich auch untereinander kennenlernen können. Pünktlichkeit spielt ebenfalls eine Rolle, genauso wie gegenseitige Rücksichtnahme und Verantwortung für die Partner*innen. Am Ende geht es aber vor allem darum, dass die Teilnehmenden Freude am Sport haben, sich verbessern und manchmal auch über sich hinauswachsen.

Wie lässt sich das alles mit dem Studium vereinbaren? 
Sehr gut, weil der Hochschulsport flexibel ist. Ich kann die Kurszeiten gut an meinen Stundenplan anpassen. Und da mir der Kurs Freude bereitet, empfinde ich es nicht als zusätzliche Belastung, sondern vielmehr als Bereicherung.

Gab es für Sie besondere Momente in Ihrer Sportkarriere?
Die Weltmeisterschaft 2019 auf jeden Fall. Ein weiteres Highlight war mein bisher letzter Wettkampf 2023, der damals vor heimischer Kulisse in Dresden stattfand. Es war etwas ganz Besonderes, das erste Mal in meiner Heimatstadt vor der Familie und Freund*innen anzutreten.

Was haben Sie persönlich aus dem Sport und der Trainertätigkeit mitgenommen?
Vor allem Disziplin, Durchhaltevermögen und den Willen, auch in schwierigen Phasen dranzubleiben. Als Trainerin habe ich zudem gelernt, Inhalte verständlich zu erklären, Geduld zu haben und einen guten Mittelweg zwischen Anspruch und Überforderung zu finden. Du lernst viel dazu, wenn du anderen etwas beibringst.

Wie reagieren Ihre Familie, Ihre Freund*innen oder Kommiliton*innen auf Ihr sportliches Engagement?
Ich glaube, meine Familie kennt mich gar nicht ohne den Kampfsport und unterstützt mich dabei komplett. Auch im Freundeskreis kommt es positiv an, viele finden es auch beeindruckend – gerade, wenn sie sehen, wie viele Teilnehmer*innen den Kurs besuchen. Und ich freue mich immer, wenn ich hin und wieder bekannte Gesichter im Kurs sehe.

Welche Tipps würden Sie anderen Studierenden geben, die sich im Sport engagieren möchten?
Einfach anfangen und ausprobieren. Du solltest die Dinge tun, auf die du Lust hast und dich nicht von Vorurteilen oder Bedenken bremsen lassen. Selbst wenn du merkst, dass etwas nicht funktioniert, hast du an Erfahrung gewonnen. Ich persönlich habe es noch nie bereut, etwas ausprobiert zu haben – eher im Gegenteil.

Zentrale WebredaktionID: 13137
letzte Änderung: 23.11.2023