DGN Pflegepreis 2025 geht an das „Innovationszimmer Stroke Unit“ des Pflegeteams am Universitätsklinikum Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Frankfurt UAS
Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall – für die Betroffenen zählt dann jede Minute, um bleibende Schäden zu verhindern. Eine Stroke Unit, also eine spezialisierte Schlaganfallstation, ermöglicht eine schnelle und optimal abgestimmte Behandlung. Wie diese für das multiprofessionelle Stationsteam, die Patient*innen und ihre Angehörigen unter Einbeziehung partizipativer Ansätze optimiert werden kann, zeigt das Projekt „Innovationszimmer Stroke Unit“, dass am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) und in Kooperation mit dem interdisziplinären Master-Studiengang Inclusive Design der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) durchgeführt wurde. Das Projekt wurde am 12. November 2025 in Berlin mit dem Pflegepreis der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) ausgezeichnet.
Ziel war es, die Bedürfnisse von Schlaganfallpatient*innen, die Aufenthaltsqualität von Angehörigen sowie die Arbeitsbedingungen des medizinischen Personals zu verbessern. Im Fokus standen Lean Management, Ergonomie und partizipative Planungsansätze: Das Projektteam – bestehend aus Studierenden mit den Studienschwerpunkten Inklusive Architektur, Intelligente Systeme sowie Digital Health & Case Management des Masterstudiengangs, Berna Bektas, Sara Belasri, Julia Liscia Filzinger, Christoph Kreis, Meryem Ünalan, Lars Webbeler und Jessica Golenia – arbeitete eng mit Pflegefachpersonen, Therapeut*innen und Ärzt*innen des UKHD zusammen; qualitative Interviews und Befragungen lieferten praxisnahe Einblicke.
Zentrale Ergebnisse
Die Analyse zeigt deutlich: Die räumliche und organisatorische Gestaltung einer Stroke Unit hat entscheidenden Einfluss auf Versorgungsqualität, Arbeitsbedingungen und Behandlungserfolg. Mängel in der baulichen Infrastruktur – etwa bei Platzverhältnissen, Licht, Schallschutz, Orientierung oder Rückzugsmöglichkeiten – prägen vielerorts das Stationsmilieu, insbesondere in älteren Krankenhausstrukturen. Auch die Fachliteratur bestätigt die Bedeutung patient*innenzentrierter Umgebungsgestaltung, natürlicher Lichtquellen, Lärmreduktion und intuitiver Orientierung.
Aus Begehung, Interviews und Umfragen leiteten die Studierenden vier zentrale Handlungsfelder ab:
- Außenbereich – Umgestaltung als Erholungs- und Therapiezone.
- Wartebereich – Aufwertung für Angehörige nach Prinzipien heilender Architektur.
- Flurgestaltung – Verbesserung der Orientierung durch ein klares Leitsystem.
- Patient*innen-Zimmer – bauliche Anpassungen zur Verbesserung von Barrierefreiheit, Ergonomie und Aufenthaltsqualität.
Diese Maßnahmen reichen von kurzfristig umsetzbaren Verbesserungen – wie akustischen Optimierungen, Deckenliftern zur Entlastung des Pflegepersonals oder Farbleitsystemen – bis hin zu langfristigen Umbau- und Modernisierungskonzepten. Patient*innen und Mitarbeitende sollen frühzeitig in Planungsprozesse eingebunden werden, etwa über Simulationen oder Piloträume. Gleichzeitig werden Aspekte der heilenden Architektur berücksichtigt, die belegbar den Genesungsprozess unterstützen. Durch eine gezielt gestaltete Umgebung mit Rückzugsmöglichkeiten, angenehmem Lichteinfall und übersichtlicher Raumstruktur können Stress reduziert, Orientierung erleichtert und das Wohlbefinden von Patient*innen und Personal gesteigert werden.
Interdisziplinäre und partizipative Zusammenarbeit für bessere Versorgungskonzepte
Die Auszeichnung würdigt nicht nur ein konkretes Konzept, sondern auch den interdisziplinären Ansatz, der diesem Projekt zugrunde liegt. „Das Besondere an unserem Studiengang ist die echte Interdisziplinarität“, betont Prof. Dr. Michaela Zeiß, Studiengangsleitung für den Bereich Digital Health und Case Management. Sie leitet den interdisziplinären Master-Studiengang gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Caroline Günther (Bereich Architektur) und Prof. Dr. Eicke Godehardt (Bereich Informatik). „Unsere Studierenden verbinden Fachwissen aus Architektur, Technik und Gesundheitswesen, um barrierefreie Systeme und inklusive Lösungen zu entwickeln, die wirklich funktionieren – im Alltag, für alle Menschen. Dass das Stroke Unit Projekt jetzt mit dem Pflegepreis der DGN ausgezeichnet wird, ist eine großartige Anerkennung für dieses Engagement.“ Damit verweist Prof. Zeiß auf den Kern des Projekts: die enge Verzahnung von Praxisnähe, Forschung und partizipativen Planungsansätzen – ein Modell, das über die konkrete Stroke Unit hinausweist.
Ein Modellprojekt für die Zukunft der Schlaganfallversorgung
Das Projekt wird derzeit im Rahmen des Innovationsraums der Heidelberger Klinik weiterentwickelt und in zukünftige Bau- und Umstrukturierungsmaßnahmen integriert.
Zum interdisziplinären Master-Studiengang Inclusive Design:
Der an der Frankfurt UAS angebotene interdisziplinäre Masterstudiengang „Inclusive Design“ (ID) umfasst drei fachspezifische Schwerpunkte Inklusive Architektur (Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik), Intelligente Systeme (Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften) sowie Digital Health & Case Management (Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit), zu denen es jeweils ein Masterzeugnis mit Ausweis der fachspezifischen Ausprägung gibt. Neben den fachspezifischen Qualifikationen werden die Studierenden in den interdisziplinären Ansätzen befähigt, zukunftsfähige Lösungsmodelle zu entwickeln, um dem demografischen, gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Wandel in unserer Gesellschaft zu begegnen. Dadurch erschließt der Studiengang den Studierenden zukunftsorientierte Aufgaben und Berufsfelder.
Zum Pflegepreis der DGN:
Seit dem Jahr 2021 schreibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) einmal jährlich den „Pflegepreis der DGN“ aus. Mit ihm werden innovative Projekte und Konzepte in der Pflege ausgezeichnet, welche die Versorgung von Menschen mit neurologischen Erkrankungen nachhaltig verbessern. Der Preis wird finanziert aus Mitteln der DGN, und ist mit einer Präsentation auf dem Pflegetag beim Jahreskongress der DGN verbunden. Bewerben können sich Einzelpersonen aus der Pflege sowie Stations- oder Ambulanz-Teams.
Kontakt:
Frankfurt University of Applied Sciences
Fachbereich 1: Architektur • Bauingenieurwesen • Geomatik
Prof. Dr.-Ing. Caroline Günther
Telefon: +49 69 1533-2765
E-Mail: caroline.guenther(at)fra-uas.de
Fachbereich 2: Informatik und Ingenieurwissenschaften
Prof. Dr. Eicke Godehardt
Telefon: +49 69 1533-2790
E-Mail: godehardt(at)fra-uas.de
Prof. Dr. Michaela Zeiß
Telefon: +49 69 1533-2620
E-Mail: zeiss.michaela(at)fra-uas.de
Weitere Informationen zum interdisziplinären Master-Studiengang Inclusive Design unter www.frankfurt-university.de/inclusivedesign.
