4A4PEDs – Energieresiliente Positive Energy Districts in Europa
Über das Projekt
Das Vorhaben 4A4PEDs („Availability, Accessibility, Affordability und Alliance for Positive Energy Districts“) ist ein europäisches Forschungs- und Innovationsprojekt im Rahmen der Initiative Driving Urban Transitions (DUT) Partnership. Ziel ist es, Städte und Gemeinden widerstandsfähiger gegen Energiekrisen zu machen und Wege zu entwickeln, wie urbane und ländliche Quartiere zu sogenannten Positive Energy Districts (PEDs) werden können – also mehr erneuerbare Energie erzeugen, als sie verbrauchen.
Das Projekt setzt auf praxisnahe Datenanalysen, innovative Gestaltung von Energiekonzepten und enge Zusammenarbeit aller Beteiligten. Bürger*innen, Verwaltungen, Unternehmen und Wissenschaft arbeiten Hand in Hand, um tragfähige Lösungen für eine nachhaltige, bezahlbare und gerechte Energiezukunft anzustoßen.Die Frankfurt University of Applied Sciences koordiniert das deutsche Living Lab (Reallabor) in den hessischenStädte attenberg (Eder) und Hatzfeld (Eder). Hier werden innovative Konzepte für die Energiewende in ländlichen Räumen getestet und gemeinsam mit Bürger*innen, Verwaltungen und Unternehmen angestoßen.
Ziele des Projekts
Das Projekt unterstützt Städte und Gemeinden dabei, energieeffizienter, flexibler und resilienter zu werden. Im Fokus stehen regionale Schritte hin zu mehr Energie-Selbstversorgung sowie die vier Grundprinzipien der Energieresilienz:
- Availability (Verfügbarkeit): Sicherstellung von erneuerbaren Energiequellen und Speichern.
- Accessibility (Zugänglichkeit): Gleichberechtigter Zugang zu sauberer Energie für alle Bevölkerungsgruppen.
- Affordability (Bezahlbarkeit): Kostenbewusste Lösungen gegen Energiearmut.
- Alliance (Allianz): Einbindung lokaler Akteurinnen und Bürgerinnen in Planung und Umsetzung.
Das Projekt möchte damit einen Beitrag zur Bekämpfung von Energiearmut, zur Verbesserung der Versorgungssicherheit und zur Erreichung der Klimaziele leisten.
Links zu den deutschen Partnern
Living Labs in Europa
Im Rahmen von 4A4PEDs werden in mehreren europäischen Städten sogenannte Living Labs eingerichtet. Ein Living Lab ist ein Reallabor, in dem neue Ideen und technische Lösungen nicht nur theoretisch, sondern direkt im Alltag getestet werden. Bürger*innen, Verwaltungen, Unternehmen und Hochschulen arbeiten dabei zusammen, um Innovationen praxisnah zu entwickeln und weiterzuentwickeln.
Die Besonderheit: Jedes Reallabor besitzt unter unterschiedliche Rahmenbedingungen – von Großstadtquartieren bis hin zu ländlichen Regionen. So entsteht ein vielfältiges Bild, wie Positive Energy Districts (PEDs) in Europa umgesetzt werden können.
Kontext:
Verona ist eine Stadt mit rund 265.000 Einwohner*innen im Nordosten Italiens. Sie verbindet dichte urbane Quartiere mit ländlichen Gebieten und hat einen hohen Energiebedarf, besitzt aber nur begrenzte lokale erneuerbare Energiequellen.
Ziele sind:
- Abwärme aus Rechenzentren für lokale Energiesysteme nutzbar machen,
- Energiearmut verringern, indem marginalisierte Gruppen besser versorgt werden und
- Stärkung der kommunalen Kapazitäten für Energiewende und Klimaneutralität bis 2030.
Kontext:
Die Hauptstadt Finnlands mit 675.000 Einwohner*innen (1,3 Mio. in der Metropolregion) verfolgt das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden. Seit 1990 konnten die Emissionen bereits um ein Drittel reduziert werden.
Ziele sind:
- Echtzeit-Optimierung von Energiesystemen zur Sicherung einer stabilen Versorgung,
- Entwicklung von integrativen Planungsprozessen, damit alle Bevölkerungsgruppen profitieren,
- Kosteneffiziente Lösungen gegen Energiearmut und
- Aufbau von Vertrauen durch enge Zusammenarbeit mit Bürger*innen.
Kontext:
Amstelveen ist eine Stadt mit 93.000 Einwohner*innen südlich von Amsterdam. Sie hat sich verpflichtet, die CO₂-Emissionen bis 2030 massiv zu reduzieren und ist Teil des europäischen New European Bauhaus-Programms.
Ziele sind:
- Testumgebung für innovative Lösungen zur Energiewende,
- Integration erneuerbarer Wärmeversorgung in Stadtquartiere,
- Faire Verteilung von Energiegewinnen in der Bevölkerung und
- Förderung von Bürgerbeteiligung durch gemeinschaftsgetragene Planungsprozesse.
Kontext:
Die Städte Battenberg (ca. 5.500 Einwohnerinnen) und Hatzfeld (ca. 3.000 Einwohnerinnen) liegen im ländlich geprägten Landkreis Waldeck-Frankenberg in Nordhessen. Die Region ist durch Mittelgebirgslandschaften und kleinere Ortsteile gekennzeichnet und steht exemplarisch für viele deutsche Kleinstädte, die den Umbau ihrer Energieversorgung aktiv gestalten möchten. Bereits heute sind verschiedene erneuerbare Energieanlagen vorhanden, darunter eine große Freiflächen-Photovoltaikanlage im Stadtteil Laisa, mehrere Windkraftanlagen in der Umgebung sowie einzelne Projekte im Bereich Geothermie.
Die Teilnahme an 4A4PEDs ist das Ergebnis eines mehrstufigen, 15-monatigen Auswahlverfahrens, in dem sich die beiden Kommunen gegen rund 150 Mitbewerber durchsetzen konnten. Damit gehören Battenberg und Hatzfeld zu den wenigen ländlichen Städten in Europa, die als Reallabor („Living Lab“) für die Energiewende ausgewählt wurden. Diese Rolle ist besonders, da neben großen Metropolen wie Helsinki und Verona hier die spezifischen Herausforderungen und Potenziale ländlicher Räume im Mittelpunkt stehen.
Ziele:
Im Living Lab Battenberg & Hatzfeld werden wissenschaftliche Studien durchgeführt, um tragfähige Konzepte für eine nachhaltige und krisenfeste Energieversorgung im ländlichen Raum zu entwickeln. Dabei geht es nicht um den direkten Bau neuer Anlagen, sondern um die Untersuchung und Modellierung von Szenarien, die später als Grundlage für konkrete Projekte dienen können.
Die zentralen Themen und Fragestellungen sind:
- Integration erneuerbarer Energien: Welche Rolle können Photovoltaik, Windkraft und Geothermie in der Region künftig spielen?
- Speicherlösungen und Flexibilität: Wie lassen sich Energiespeicher und intelligente Netze nutzen, um die Versorgung stabil und bezahlbar zu machen?
- Wärmenetze und Abwärme: Welche Möglichkeiten gibt es, lokale Wärmenetze zu entwickeln und Abwärme – z. B. aus Gebäuden – besser zu nutzen?
- Soziale Aspekte: Wie kann sichergestellt werden, dass die Energiewende auch für die Bürger*innen bezahlbar bleibt und lokale Unternehmen profitieren?
- Partizipation: Wie können Bürger*innen, Verwaltungen und Unternehmen aktiv eingebunden werden, um gemeinsam die besten Lösungen für die Region zu entwickeln?
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der aktiven Beteiligung der Bevölkerung. Veranstaltungen wie Informationsabende oder die Diskussionsgruppe auf der Plattform Crossiety geben allen Interessierten die Möglichkeit, ihre Ideen und Erfahrungen einzubringen. Denn die Energiewende im ländlichen Raum kann nur dann gelingen, wenn sie gemeinsam mit den Menschen vor Ort gestaltet wird.
Das Living Lab Battenberg & Hatzfeld steht beispielhaft für viele kleinere Städte und Gemeinden in Deutschland und Europa. Die entwickelten Szenarien und Konzepte sollen daher nicht nur den beiden Kommunen zugutekommen, sondern auch auf andere Regionen übertragbar sein.
Projektkonsortium
Das Projekt 4A4PEDs wird von Eurac Research (Italien) koordiniert. Am Projekt beteiligt ist ein vielfältiges Konsortium mit 15 Partnern aus 5 europäischen Ländern – darunter Forschungs- und Bildungseinrichtungen, Stadtverwaltungen sowie Unternehmen.
- Eurac Research, Italien (Projektkoordination)
- Stadt Verona, Italien
- Amsterdam University of Applied Sciences, Niederlande
- Stadt Amstelveen, Niederlande
- Alliander, Niederlande
- Metropolia University of Applied Sciences, Finnland
- Stadt Helsinki, Finnland
- Stadt Vantaa, Finnland
- Stadt Espoo, Finnland
- Eeneman, Finnland
- Voltan Energy, Finnland
- Frankfurt University of Applied Sciences, Deutschland
- Stadt Battenberg, Deutschland
- Stadt Hatzfeld, Deutschland
- VSB Technische Universität Ostrava, Tschechien
Die Rolle der Frankfurt University of Applied Sciences
Die Frankfurt UAS koordiniert das deutsche Living Lab Battenberg/Hatzfeld innerhalb des Projekts. Das interdisziplinäre Team der Fachbereiche 1 und 2 führt Studien und Analysen durch, die sich auf Strom- und Wärmenetze, Flexibilitätspotenziale, Energieeffizienz in Gebäuden sowie Resilienzfragen konzentrieren.
Die Arbeiten der Frankfurt UAS umfassen insbesondere:
- Simulationen und Modellierungen lokaler Energiesysteme,
- Untersuchung von Flexibilitäts- und Speicheroptionen,
- Analyse von sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen,
- Einbindung lokaler Akteure in Form von Workshops und Austauschformaten.
Die Frankfurt UAS versteht ihre Rolle klar als wissenschaftliche Partnerin, die mit Studien und Fachwissen die Entscheidungsgrundlagen für die Kommunen verbessert. Das Projekt konzentriert sich nicht auf den unmittelbaren Bau neuer Anlagen, sondern auf die Entwicklung fundierter Konzepte und Studien. Diese liefern die Grundlage für zukünftige Programme, in denen konkrete Maßnahmen abgeleitet und erfolgreich umsetzt werden können.
Team
- Prof. Dr.-Ing. Carolina Tranchita (Elektrische Netze und Smart Grids, Fachbereich 2)
- Prof. Dr. Sc. Volker Ritter (Technische Gebäudeausrüstung, Fachbereich 1)
- MSc. Patricia Winkler (Researcher)
- B.Eng. Joscha Kluge (Researcher)
Finanzierung
Das Projekt wird über die Driving Urban Transitions Partnership (DUT) finanziert, kofinanziert von der Europäischen Union und nationalen Förderagenturen.
In Deutschland erfolgt die Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit Unterstützung des Projektträgers Jülich (PtJ).
Die Laufzeit beträgt 36 Monate (2024–2027), das Gesamtbudget liegt bei über 2 Millionen Euro.