Es gibt Erlebnisse im Studium, die setzen etwas ganz Besonderes in Gang. Für eine kleine Gruppe Studierender unserer Hochschule war das die Teilnahme am Wettbewerb „Mobility goes Additive“ des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) im Frühjahr 2024 in München. Ganz knappt schrammte das Team am 3. Platz vorbei – und schwor sich: Nächstes Jahr schaffen wir es aufs Treppchen. So kam es, dass die Bachelor-Studierenden Dominik Boschner, Tanja Detzel, Julia Gordeev, Julius Kintscher, Antonia Kurtz und Silim Ndiaye an einem wolkigen Apriltag nach Stade bei Hamburg reisten, um sich der Herausforderung erneut zu stellen.
Kreativ unter Zeitdruck
Ziel des jährlichen Wettbewerbs, den der VDI in Kooperation mit dem Netzwerk Mobility goes Additive e.V. ausrichtet, ist es, Studierenden zu vermitteln, wie sie gemeinsam komplexe Probleme unter Zeitdruck lösen können. Ein inhaltlicher Fokus liegt dabei auf den Möglichkeiten des 3D-Drucks („Additive Fertigung“) im Bereich Mobilität und Medizintechnik. 48 Stunden haben die Teilnehmenden Zeit, eine Idee zu entwickeln – dann präsentieren sie ihre Konzepte vor einer Jury. Eine Voraussetzung: Die Gruppen müssen interdisziplinär aufgestellt sein. Das Team der Frankfurt UAS hat mit Julia Gordeev eine Wirtschaftsinformatikerin an Bord, die anderen Mitglieder studieren Maschinenbau (Dominik Boschner und Tanja Detzel) sowie Produktentwicklung und Technisches Design (Julius Kintscher, Antonia Kurtz und Silim Ndiaye).
Gesucht: eine Idee, die Leben rettet
Nach ihrer Ankunft beim Gastgeber Airbus in Stade warteten die Frankfurter*innen zusammen mit 16 anderen Gruppen gespannt auf die Bekanntgabe der Aufgabenstellung. In diesem Jahr sollten sie ein innovatives Produkt für die Lebensrettung entwickeln, das idealerweise eine Marktlücke füllt. Keine kleine Herausforderung, aber das Team hatte genügend Motivation im Gepäck: „Schon 2024 war es beeindruckend, zu sehen, was man schaffen kann, wenn sechs kreative Köpfe 48 Stunden lang zusammenkommen. Deshalb waren wir hochmotiviert“, sagt Kurtz. Der erste Tag stand im Zeichen der fiebrigen Ideenfindung. „Aus München wussten wir schon, dass dieser Prozess am längsten dauert. Manchmal denkt man zwei Stunden an einer Idee herum, stellt sie den anderen vor – und dann ruft einer, ‚Moment, das gibt es schon‘“, erzählt Ndiaye. Doch am Ende des Tages stand die Idee: eine Scanstation, an der Sanitäter*innen-Taschen daraufhin geprüft werden können, ob sie auch wirklich alles benötigte Material enthalten.
Effizient, schnell und papierlos
Teamkapitän Boschner ist selbst Sanitäter und erklärt den Mehrwert dieser Idee: „Sani-Rucksäcke werden dreimal am Tag kontrolliert. Sind wirklich noch genügend Mullbinden, Einmalhandschuhe, Dreieckstücher und so weiter da? Ein händischer Check mit Papierliste dauert etwa 15 Minuten. Was, wenn dafür gar keine Zeit ist, weil man zum nächsten Einsatz gerufen wird? Und was, wenn sich die Person, die kontrolliert, mal vertut? Unsere Station scannt die Tasche in Sekundenschnelle und zeigt an, was fehlt und wo es im Lager zu finden ist.“ So könnten Sanitäter*innen nicht nur wertvolle Zeit sparen, die im Ernstfall womöglich Leben rettet. Auch die vergleichsweise umständlichen Papierlisten, bei deren Kontrolle es immer wieder zu Fehlern kommt, fallen weg. „Und der Check der Taschen ist ganz einfach, im Zweifel kann das künftig ein Praktikant übernehmen“, sagt Boschner. Einsatzfelder für die Scanstation sieht das Team nicht nur im zivilen Rettungsdienst, sondern auch bei Festivals, bei Naturkatastrophen oder in Krisengebieten. Fördergelder – der Business Plan ist ein wichtiges Element bei der Bewertung der Idee – könnte es sowohl von der EU als auch vom Bund geben.
Geheimrezept Begeisterung
Für die Ausarbeitung ihrer Idee, den Bau eines Prototyps und die Vorbereitung ihrer Präsentation blieb der Gruppe Tag zwei des Events. Die Erfahrung aus dem Vorjahr war dabei Gold wert. „Den intensiven Zeitdruck kannten wir ja schon, deshalb konnten ein wenig entspannter an das Ganze herangehen. Wir waren sicher, auch diesmal alles schaffen zu können“, berichtet Kintscher. Ndiaye ergänzt: „Außerdem sind wir noch strukturierter an die Arbeit herangegangen, haben Recherche- und Feedbackphasen abgewechselt.“ Ihr vielleicht wichtigstes Learning fasst er so zusammen: „Man muss selbst begeistert vom eigenen Konzept sein, dann kann man auch die Jury anstecken.“
Gold beim dritten Anlauf?
Und das gelang tatsächlich – die Frankfurter*innen holten Silber. „Als klar war, dass wir es aufs Treppchen schaffen, war die Freude groß“, erzählt Kintscher. Auf der Silbermedaille will sich das Team allerdings nicht ausruhen: Beim Wettbewerb 2026 soll es endlich der erste Platz werden. Darüber würde sich auch Prof. Dr. Stefan Dominico, der die Studierenden zur Teilnahme am Wettbewerb ermutigt hatte, freuen. Schon 2023 waren einige seiner Studierenden bei dem Event angetreten. Zwar waren sie auf dem vorletzten Platz gelandet, kehrten aber trotzdem begeistert zurück. Die neue Gruppe, die sich übrigens zum Großteil schon aus dem Erstsemester-Startprojekt der maschinenbautechnischen Studiengänge kennt, hatte sich vor der Reise nach München 2024 Tipps bei den „alten Hasen“ geholt.
Wo der Wettbewerb im kommenden Jahr stattfindet, ist noch nicht bekannt. Fest steht jedoch: Das Team der Frankfurt UAS wird wieder mit dabei sein.