Ende Juni wurde der Pilot des Demokratieprojekts „Demokratisch in der Postdemokratie – gesellschaftliche Teilhabe voneinander lernen“ abgeschlossen. Beteiligt waren Auszubildende und Studierende unserer Hochschule.
„Demokratie braucht Demokraten“, wusste bereits Friedrich Ebert zu berichten. Doch woher kommen die Demokrat*innen in Zeiten einer immer extremer polarisierten Gesellschaft? Am 24.06.2025 endete Pilot des Demokratieprojekts „Demokratisch in der Postdemokratie – gesellschaftliche Teilhabe voneinander lernen“, bei dem sich 16 Auszubildende und Studierende unserer Hochschule gemeinsam mit verschiedenen Aspekten der Demokratie auseinandergesetzt haben. Ziel war es, gemeinsam über Demokratie nachzudenken und miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Ausbildung beider Gruppen findet in der Hochschule Tür an Tür statt und doch begegnen sie sich nur selten bis nie auf inhaltlicher Ebene. Seit Februar befassten sich die Teilnehmenden in monatlich stattfindenden Treffen u. a. mit ihrem persönlichen Demokratieverständnis, gesellschaftlichen Diskriminierungsformen und (un-)demokratischen Strukturen am Arbeitsplatz. Die Arbeitsformen waren vielfältig: von einem Besuch der Bildungsstätte Anne Frank über einen Outdoor-Workshop bis hin zum Besuch von offenen Debattenformaten in der Frankfurter Innenstadt. Gleichzeitig erarbeiteten sich die Teilnehmenden in zwei multiprofessionellen Teams an eigenen Projekten rund um das Thema Demokratie und Demokratieerhalt. Die beeindruckenden Ergebnisse wurden nun präsentiert.
„Von der Werbung in die Natur“
Unter dem Überthema „Konsum“ stellte die Gruppe eine dreiteilige Fotocollage vor. Im ersten Teil teilte die Gruppe Screenshots von Werbung, die ihnen in Social Media angezeigt wurde. „Es war beeindruckend zu sehen, wie ähnlich, aber auch wie unterschiedlich manche Werbung war, die uns angezeigt wurde“, erzählte eine Studentin, „Außerdem hat sich die Anzahl der angezeigten Anzeigen in kurzer Zeit drastisch erhöht, weil ich Screenshots von der Werbung gemacht habe.“ Im zweiten Teil betrachtete die Gruppe die Preisentwicklung von Grundnahrungsmitteln, wie Margarine, Öl und Brot im Zeitraum von 2020 bis 2025. Die Entwicklung war immens. Kostete ein Liter Olivenöl im Jahr 2020 noch 4,50 Euro, so war der Preis im Jahr 2025 auf 9 Euro -– das Doppelte – gestiegen. Ein Auszubildender berichtet von einer Recherche: „Bei meiner Recherche zur Preisentwicklung alltäglicher Produkte war ich erstaunt, wie stark viele Grundnahrungsmittel in den letzten vier bis fünf Jahren im Preis gestiegen sind. Ganz zu schweigen von den Miet- und Energiepreisen sowie zahlreichen Dienstleistungen. Vergleicht man diese Entwicklung mit den Lohnsteigerungen bzw. der Entwicklung des Mindestlohns im selben Zeitraum, zeigt sich deutlich, dass viele Familien aus der unteren sozialen Schicht sowie Alleinerziehende zunehmend in Armut geraten. Dies könnte wiederum zur Radikalisierung der Betroffenen beitragen – ein Zusammenhang, der sich durch die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl zumindest teilweise bestätigen lässt.“ Zuletzt befasste sich die Gruppe mit der Entsorgung der Abfälle der Konsumgüter und zeigte im letzten Teil der Fotocollage Bilder von Abfällen in der Natur.
„Ich war nie auf Seite 1“
Die zweite Gruppe gestaltete ein Magazin mit Straßeninterviews mit Menschen, die sie zufällig getroffen haben, und stellte die Frage: „Was würdet ihr sagen, wenn Eure Aussage auf Seite 1 einer Zeitschrift landen würde?“. Liebevoll aufbereitet präsentierte die Gruppe im Magazin kernige Aussagen der Menschen, die sich sonst ungehört fühlen. Ob Künstler, Rentner oder Wohnheimbewohnerin – die Bandbreite der Interviewten war groß. Doch alle einte eine gewisse Trostlosigkeit über die aktuelle gesellschaftliche Lage. „Wir standen da auf einmal fast eine Stunde bei dieser fremden Person und haben nur zugehört. Da haben wir gemerkt, dass Redebedarf da ist – und eine große Frustration“, berichtete eine Studentin von ihren Interviews.
Miteinander im Austausch zu bleiben, der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken, war Ziel dieses Pilotprojektes mit Studierenden der Sozialen Arbeit und Auszubildenden verschiedener Fachrichtungen an der Frankfurt UAS. Die beeindruckenden Ergebnisse zeigen, worum es zu kämpfen gilt und dass ein einfacher Austausch die Gesellschaft doch ein Stück demokratischer machen kann.
Das Projekt fand statt in Kooperation mit unserer School of Personal Development and Education (ScoPE) und der Ausbildungsleitung des Sachgebiets Personalentwicklung und Gesundheit. Organisatorinnen waren Anna Fuchs, Sophia Schmidt und Tabea Müller. Das Projekt fand statt in Kooperation mit ScoPE und dem Sachgebiet Personalentwicklung und Gesundheit, Ausbildungsleitung und wurde organisiert von Anna Fuchs, Sophia Schmidt und Tabea Müller.
Mehr zu den Aktivitäten von ScoPE unter www.frankfurt-university.de/scope.