Erfahrungsberichte zu internationale Angelegenheiten am Fachbereich 2: Informatik und Ingenieurwissenschaften
Auf dieser Seite finden Sie Erfahrungsberichte von Studierenden, Mitarbeitenden und Lehrenden, die eine Auslandserfahrung gemacht haben.
Diese Seite soll zur Inspiration dienen. Informieren Sie sich gleich bei unserem International Office, wie Sie auch internationale Erfahrung sammeln können.

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Finnland
Hajar Harrit, Service Engineering Studentin
Im Rahmen eines Blended Intensive Programmes in LapeenrantaFinnland hatte ich die Möglichkeit, gemeinsam mit Studierenden aus verschiedenen Ländern, an einem spannenden Ingenieurprojekt in Finnland zu arbeiten.
Unser Team hat ein Tail-Lift-System entwickelt, also ein hydraulisch unterstütztes Hebesystem, das zum Beispiel bei LKWs verwendet wird, um Lasten zu heben oder zu senken.
Das Projekt war für mich eine wunderbare Erfahrung, weil es nicht nur um Technik ging, sondern auch um Zusammenarbeit, Geduld und Kreativität.
Wir haben alles von Grund auf entworfen von der Bewegungssimulation über das mechanische Design bis hin zur Hydraulik und Steuerung.
Die Arbeit war in drei große technische Module aufgeteilt:
- Kinematics and Simulation
- Manufacturing
- Hydraulics and Control System
1. Kinematics and Simulation
In diesem Teil haben wir das Herzstück unseres Projekts modelliert den Crank-Roller-Mechanismus, der die Bewegung des Systems ermöglicht.
Wir wollten genau verstehen, wie sich die verschiedenen Gelenke und Verbindungen bewegen, wenn eine Kraft wirkt. Dafür haben wir in Simulink ein komplettes Kinematik- und Dynamikmodell erstellt und zusätzlich in SolidWorks Motion Study simuliert.
Wir haben die Differenzialgleichungen unseres Systems aufgestellt und in MATLAB gelöst, um die Kräfte, Geschwindigkeiten und Beschleunigungen zu bestimmen.
Ein wichtiger Schritt war dabei die inverse Dynamikanalyse, bei der wir eine gewünschte Bewegung des Rollers definierten, z. B.:
xr(t)=1+0.5sin(2π50t)xr(t)=1+0.5sin(2π50t)
2. Manufacturing
Im zweiten Modul ging es darum, unser Design in eine reale, stabile und leichte Struktur umzuwandeln.
Wir haben das Hauptbauteil zuerst im Originalzustand entworfen und dann eine modifizierte Version mit einem I-Profile rstellt. Dadurch konnten wir das Material deutlich reduzieren, ohne die Stabilität zu verlieren.
Nach den Simulationen war klar:
- Die Spannungen im Material waren nach der Optimierung geringer,
- Die Verformung wurde reduziert,
- und das Gesamtgewicht des Bauteils war leichter ein wichtiger Schritt für Energieeffizienz.
Als Material wählten wir Aluminium 7075-T6, weil es sehr leicht, aber gleichzeitig stark ist. Es wird sogar in der Luftfahrt verwendet, was uns inspiriert hat.
In der Werkstatt arbeiteten wir an der Fräsmaschine (Mill Setup) in mehreren Schritten. Wir haben die Werkstücke eingespannt, bearbeitet und überprüft. es war sehr spannend zu sehen, wie unser virtuelles Modell Stück für Stück zu einem echten Teil wurde.
3. Hydraulic Design
Wir haben viele Berechnungen durchgeführt, um die richtigen Komponenten zu wählen:
- das Druckniveau (bis 315 bar),
- die Zylindergröße,
- die Zielgeschwindigkeit,
- den Volumenstrom (179,8 l/min),
- und die passenden Ventile, Pumpen und Öle (z. B. Bosch Rexroth PGH5-Serie, ISO VG 46 Fluid).
Zusätzlich haben wir den Steuerkreislauf entworfen – mit Reed-Schaltern, Relaislogik und einem Joystick. Das System konnte automatisch oder manuell gesteuert werden, also:
- AUTO: automatisches Öffnen und Schließen
- MANUAL: manuelle Bedienung
Zum Schluss modellierten wir das gesamte hydraulische System in Simulink, um den Druckverlauf, die Kolbenbewegung und die Systemdynamik zu analysieren
Mein Fazit
Dieses Projekt war für mich eine der schönsten und lehrreichsten Erfahrungen während meines Studiums.
Natürlich ging es um Technik, Simulation, Hydraulik und mechanisches Design, aber im Herzen war es viel mehr als das.
Das Blended Intensive Programme war vor allem eine Auslandserfahrung, die mir die Möglichkeit gegeben hat, mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern und Hintergründen zusammenzuarbeiten. In unserem Team waren Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen und auch aus dem Bachelorstudium sowie aus Masterprogrammen. Diese Mischung hat das Projekt so spannend gemacht.
Als Service Engineering Bachelorstudentin war es anfangs eine Herausforderung, aber ich habe unglaublich viel gelernt: über Teamarbeit, Kommunikation, und wie wichtig es ist, sich gegenseitig zu unterstützen, wenn alle unterschiedliche Wissensniveaus und Perspektiven mitbringen.
Ich habe nicht nur mein technisches Wissen vertieft, sondern auch gelernt, Verantwortung zu übernehmen, mich selbst zu organisieren und in einem interkulturellen Team zu arbeiten. Fähigkeiten, die man in keinem Labor allein lernen kann.
Für mich war dieses Programm eine Erinnerung daran, dass Technik immer auch Menschen verbindet. Und dass hinter jedem funktionierenden System ein Team steht, das gemeinsam Ideen, Energie und Leidenschaft teilt.
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Hier kommt demnächst eine Jobshadowing Erfahrung