Zum Aktionstag Equal Pay Day 2022 am 7. März verweist Prof. Dr. Andrea Ruppert auf neue Chancen für weibliche Führungskräfte durch Digitalisierung und Homeoffice
Noch immer liegt hierzulande der Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen dem durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn von Frauen und Männern, mit 18 Prozent deutlich höher als im EU-Schnitt (14 Prozent). Den internationalen Aktionstag „Equal Pay Day“ am 7. März 2022 unter dem Motto „Equal pay 4.0. – gerechte Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt!“ nimmt Prof. Dr. Andrea Ruppert von der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) zum Anlass, auf erfolgversprechende Karrieremöglichkeiten für Frauen hinzuweisen. „Die durch die Digitalisierung entstehenden neuen Strukturen und Anforderungen in der Arbeitswelt bieten Frauen deutlich verbesserte Chancen auf eine Führungsposition“, sagt die Leiterin des Instituts für Mixed Leadership (IML). In ihrem Statement rät sie Frauen, sich die Vorteile der Digitalisierung zunutze zu machen und mit Schlüsselkompetenzen zu punkten.
„Die Anforderungen an Führungskräfte im Rahmen der digitalen Transformation ändern sich. Führungskräfte müssen sowohl die neuen digitalen Instrumente beherrschen als auch ihre Mitarbeitenden managen“, so Ruppert. „Eine zunehmend wichtiger werdende Führungsaufgabe besteht darin, Mitarbeitenden Orientierung zu geben und Ziele zu setzen. Neben der Kommunikationskompetenz gewinnen insbesondere Schlüsselkompetenzen wie die Fähigkeit zur Kooperation, Kreativität und Problemlösung sowie ganzheitliches und kritisches Denken und die Fähigkeit zum Perspektivwechsel an Bedeutung. Eine entscheidende Herausforderung für Führungskräfte – aktuell in der Corona-Pandemie, aber auch in Zukunft – wird es sein, einen wesentlichen Teil ihrer Führungsaufgaben vollständig oder überwiegend mittels digitaler Kommunikationsmedien wahrzunehmen.“
Diese veränderten Anforderungen an Führungskräfte können sich laut Ruppert positiv auf die Teilhabe von Frauen an Führung auswirken. Die Wissenschaftlerin verweist auf die Forschung: „Eine unter dem Einfluss der Corona-Pandemie durchgeführte Studie hat gezeigt, dass die genannten Kompetenzen eher bei weiblichen Führungskräften zu finden sind.1 Eine weitere Studie kommt zu dem Schluss, dass Frauen digitale Kompetenz besser bzw. konsequenter in zusätzlichen Bildungserfolg umsetzen können und Digitalisierung somit ein wichtiger Faktor zur Erreichung einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an Führung ist.“2
Frauen, die Führungspositionen anstreben, sollten sich daher mit der digitalen Transformation beschäftigen und sich die daraus ergebenden veränderten Kommunikations- und Führungskompetenzen sowie die erforderlichen digitalen Kompetenzen aneignen, um ihre Vorteile bei den Kommunikations- und Schlüsselkompetenzen auch im digitalen Transformationsprozess ausspielen zu können.
Das Arbeiten im Homeoffice kommt dem Führungsstil von Frauen zusätzlich entgegen. „Ihnen fällt der Umstieg vom Präsenzbetrieb auf virtuelle Führung aufgrund ihres unterschiedlichen Führungsverständnisses und ihrer höheren Kommunikationskompetenz leichter. Durch die Corona-Krise hat das Homeoffice deutlich an Akzeptanz gewonnen, und auch Führungskräfte haben die Vorteile schätzen gelernt. Es ist zu erwarten, dass diese Entwicklung auch in Zukunft nicht wieder völlig zurückgedreht wird. Dies könnte es künftig Frauen erleichtern, Führungspositionen zu übernehmen, da dies nicht mehr selbstverständlich mit dauerhafter Präsenz im Unternehmen und ständiger Erreichbarkeit verbunden ist, wodurch die Vereinbarkeit mit Familienpflichten erleichtert wird.“
Auch für Führung in Teilzeit könnte die Akzeptanz steigen. „Die Corona-Pandemie hat die Rahmenbedingungen für alle Beschäftigten flexibilisiert. Durch das Arbeiten im Homeoffice wurden die Digitalisierungskompetenzen aller Beteiligten erhöht und digitale Informations- und Kommunikationsstrukturen aufgebaut und eingeübt. Dies ermöglicht auch eine kleinteiligere Verteilung von Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortung und klare Absprachen von Zuständigkeiten, so dass Teilzeit für Frauen (und Männer) nicht mehr automatisch in eine Sackgasse auf dem Karriereweg führen muss.“
1 Zenger, Jack/Folkman, Joseph (2020). Research: Women Are Research: Women are Better Leaders During a Crisis. Harvard Business Review. Online verfügbar unter https://hbr.org/2020/12/research-women-are-better-leaders-during-a-crisis
2 Accenture (2016). Getting to equal. Schließt Digitalisierung die Geschlechterlücke? Online verfügbar unter:
https://www.ada-lovelace-festival.com/wp-content/uploads/2016/09/GettingToEqual_WieDigitalisierungGenderGapschlie%C3%9Ft.pdf
Gern steht Prof. Dr. Andrea Ruppert für Interviews, Fragen und weitere Statements rund um das Thema zur Verfügung.
Zur Person:
Prof. Dr. iur. Andrea Ruppert ist seit 2003 Professorin für Wirtschaftsprivatrecht mit besonderen Kenntnissen im Handels- und Gesellschaftsrecht sowie Datenschutzrecht an der Frankfurt UAS. Von Januar 2007 bis Dezember 2009 war sie deren Vizepräsidentin für Studium und Lehre. Ruppert forscht und lehrt seit vielen Jahren am Fachbereich Wirtschaft und Recht zu Genderthemen im Kontext von Management und Leadership. Die Juristin ist geschäftsführende Direktorin des im Juni 2019 gegründeten Instituts für Mixed Leadership (IML).
Zum Institut Mixed Leadership IML):
Das Institut für Mixed Leadership (IML) bündelt die Forschung der Frankfurt UAS zu den Themen innovative Führung, Wandel der Führungskultur sowie Diversität als Erfolgsfaktor für Unternehmen und betreibt die Akademie Mixed Leadership (AML). Ziel ist, über praxisnahe Forschung und Weiterbildung dazu beizutragen, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, die Akzeptanz von Männern für diverse Führungsteams zu erhöhen und die Vorteile gemischt-geschlechtlicher sowie diverser Führungsteams zu erkennen. Weitere Informationen unter: www.frankfurt-university.de/iml
Kontakt
Frankfurt University of Applied Sciences
Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht
Prof. Dr. Andrea Ruppert
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Informationen zum Fachbereich Wirtschaft und Recht unter: www.frankfurt-university.de/fb3