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Reallabore-Gesetz: Experimentierräume nachhaltig und partizipativ gestalten

Frankfurt UAS unterstützt Stellungnahme des Netzwerks „Reallabore der Nachhaltigkeit“

Das Netzwerk „Reallabore der Nachhaltigkeit“ begrüßt die Erarbeitung eines bundesweiten Reallabore-Gesetzes wie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) angeregt und fordert wesentliche Ergänzungen etwa bei der Ausrichtung auf Nachhaltigkeit, harmonisierte Mindeststandards und Partizipation der Zivilgesellschaft. Das Netzwerk als Zusammenschluss von mehr als 50 Organisationen der deutschsprachigen Reallabor-Community mahnt in einer aktuellen Stellungnahme insbesondere an, dass Ergebnisoffenheit und der gesellschaftliche Diskurs bei der Erprobung von technischen und sozialen Innovationen in Reallaboren nicht vernachlässigt werden dürfen.

„Ob neue, gerechte Mobilität in Städten oder die Kreislaufwirtschaft – nachhaltige Innovationen erfordern gesellschaftliche Aushandlungsprozesse, an denen sich interessierte Akteure beteiligen können“, erklärt Prof. Dr. Timo von Wirth, Experte für Nachhaltigkeitsforschung an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS). „Durch das gemeinsame Erproben von nachhaltigen Innovationen in Reallaboren können konkrete Schritte vor Ort entwickelt, erlebt und kritisch hinterfragt werden und damit eine Nachhaltigkeitstransformation voranbringen.“

Konsequente Ausrichtung an Nachhaltigkeit

Das Netzwerk betont zudem, dass wirksame Reallabore grundlegende Charakteristika erfüllen müssen, um ihr volles Potenzial entfalten zu können. Die im Grünbuch Reallabore des BMWK genannten übergreifenden Standards sollten deshalb um Kriterien ergänzt werden wie zum Beispiel:

  • Forschungsorientierung: Reallabore dienen auch dazu, neues Wissen zu erzeugen
  • Akteursvielfalt und Partizipation: Vielfältige Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und vor allem der Zivilgesellschaft werden angemessen einbezogen
  • Laborcharakter: Reallabore sind Räume für gesellschaftliche Experimente, die ergebnisoffen und reversibel durchgeführt werden
  • Bildung: Reallabore dienen als transdisziplinäre Lern- und Bildungsräume
     

Das Netzwerk hebt insbesondere die konsequente Orientierung von Reallaboren an Nachhaltigkeitszielen für die gesetzliche Ausgestaltung der Experimentierräume hervor. So sollte im Reallabore-Gesetz verbindlich verankert werden, dass Reallabore Nachhaltigkeit als erste Prämisse für das Erproben von Innovationen setzen.

„Reallabore sollten sich am Konzept der starken Nachhaltigkeit orientieren und wirtschaftliche und soziale Innovationen im Rahmen planetarer Grenzen ermöglichen“, fordert Dr. Oliver Parodi, Sprecher des Netzwerks „Reallabore der Nachhaltigkeit“. „Alles andere wäre nicht nur unzeitgemäß, sondern auch politisch unverantwortlich. Nicht zuletzt auch, weil der Koalitionsvertrag der Bundesregierung das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen einfordert.“

Partizipation für eine starke Beteiligung von Zivilgesellschaft

Weltweit sind Reallabore und ähnliche ‚Labs‘ in den letzten Jahren zu einer wichtigen Einrichtung in der transdisziplinären und transformativen Forschung und Praxis geworden. In ihnen können innovative Ideen und neue gesellschaftliche Praktiken konkret und praxisnah entwickelt, erprobt und erforscht werden. Damit werden Reallabore zu Inkubatoren des Wandels und können zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft beitragen.

Wichtigster Pluspunkt von transdisziplinär angelegten Reallaboren ist dabei die Interaktion von Sektor-, Branchen-, Disziplinen- und Technologie-übergreifend arbeitenden Akteuren und Akteurinnen. Das Reallabore-Gesetz und der geplante One-Stop-Shop Reallabore – also eine zentrale Anlaufstelle für die Beratung der Praxis, Wissenssammlung und Wissenstransfer in die Gesetzgebung – sollten dabei die Rolle der Zivilgesellschaft weiter stärken. Dazu gehört neben einer adäquaten Ansprache auch die verstärkte finanzielle Förderung ihrer Arbeiten im Reallabor.

Über das Netzwerk Reallabore der Nachhaltigkeit

Das Netzwerk „Reallabore der Nachhaltigkeit“ umfasst 50 Organisationen sowie mehr als 80 aktive und abgeschlossene Reallabore im deutschsprachigen Raum. Die Akteure im Netzwerk arbeiten seit mehr als zehn Jahren in und zu Reallaboren. Sie haben sowohl den theoretischen Diskurs als auch die Verwirklichung von Reallaboren maßgeblich mitgeprägt und in diesem Zeitraum wichtige Beiträge zur Entwicklung, Umsetzung, Rahmensetzung und Förderung von Reallaboren geleistet.

Herausgebende Institutionen der Stellungnahme zur Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für ein Reallabore-Gesetz sind:

Ecological Research Network (Ecornet)

Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS)

Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR)

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Leuphana Universität Lüneburg

Öko-Institut

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (WI)

sowie weitere Akteure des Netzwerkes Reallabore der Nachhaltigkeit.

Die Stellungnahme des Netzwerks „Reallabore der Nachhaltigkeit“ zur Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für ein Reallabore-Gesetz ist nachzulesen auf der Website des Netzwerks: https://www.reallabor-netzwerk.de/stellungnahme-reallabore-gesetz.php

Kontakt:

Frankfurt University of Applied Sciences

Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht

Prof. Dr. Timo von Wirth

Telefon: +49 69 1533-2992, vonwirth(at)fb3.fra-uas.remove-this.de

 

Netzwerk Reallabore der Nachhaltigkeit

Dr. Oliver Parodi, Netzwerk-Sprecher und Leiter der Forschungsgruppe

Karlsruher Transformationszentrum für Nachhaltigkeit und Kulturwandel / Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)

Telefon: +49 721 608-26816, oliver.parodi(at)kit.remove-this.edu

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letzte Änderung: 23.11.2023