Bericht zur Fachtagung „Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen und Gründer“
Frankfurt University of Applied Sciences | 3. und 4. April 2025
Am 3. und 4. April 2025 fand an der Frankfurt University of Applied Sciences die Fachtagung „Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen und Gründer“ statt. Organisiert vom Forschungsprojekt SiGi – Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen und gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung brachte die Tagung Vertreter*innen aus Wissenschaft, Gründungsförderung, Medien und der Startup-Praxis zusammen.
Im Fokus standen Fragen rund um Women Entrepreneurship, mediale Sichtbarkeit, Rollenvorbilder, Gründungsfinanzierung und institutionelle Förderstrukturen, die in einem umfangreichen und vielseitigen Tagungsprogramm behandelt und diskutiert wurden.
Donnerstag
Auftakt mit Perspektiven aus Forschung und Hochschule
Prof. Dr. Veronika Kneip, Projektleitung des Forschungsprojekts SiGi, begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste herzlich und zeigte sich erfreut über das große Interesse an den Themen der Tagung. Anschließend skizzierte sie einige zentrale Erkenntnisse aus dem bisherigen Verlauf des Projekts.
Prof. Dr. Susanne Rägle, Vizepräsidentin der Frankfurt UAS, betonte in ihrem Grußwort die Bedeutung geschlechtersensibler Gründungsförderung und das Engagement der Hochschule für Gründer*innen.
Christina Rouvray, Projektleiterin des Metavorhabens „Innovative Frauen im Fokus“ (meta-IFiF), stellte ergänzend Verbindungen zu weiteren Teilprojekten innerhalb des Verbundvorhabens vor.
Impulse aus der Forschung: Keynote zu Male Allyship
Dr. Florian Täube, Leiter vom Fachbereich „Gründung“ beim RKW Kompetenzzentrum, eröffnete mit seiner Keynote die Fachtagung inhaltlich. Unter dem Leitmotiv Male Allyship thematisierte er, wie Männer als Verbündete zur Förderung von Gründerinnen beitragen können – und warum Vielfalt nicht nur ein „weibliches“ Thema ist, sondern ein strukturelles.
Rechts auf den Bildern: Prof. Dr. Veronika Kneip, Prof. Dr. Susanne Rägle, Christina Rouvray und Dr. Florian Täube sprechen zum Auftakt der Fachtagung.
Panels
Die Panels widmeten sich zentralen Forschungsfragen und boten gleichzeitig Raum für Erfahrungsberichte aus der Praxis:
Panel 1: Motivation und Inklusion im Gründungskontext: Diskutiert wurden Gründungsmotive, die Bedeutung inklusiver Netzwerke und die Frage, wie Barrieren – insbesondere für Frauen – abgebaut werden können.
Panel 2: Erfolgsfaktoren für Female Entrepreneurship: Beleuchtet wurden unterschiedliche Erfolgsfaktoren für weibliches Unternehmertum – darunter geschlechtsspezifische Unterschiede in Wettbewerbsorientierung und Zufriedenheit, die Rolle von Empathie sowie das Potenzial von Gründerinnen im Impact-Bereich.
Podiumsdiskussion zum Thema Sichtbarkeit
Moderiert von Maria Pozder, diskutierten Maraja Fistanic (LegalTegrity GmbH), Corinna Haas (Inga GmbH), Sabine Clausecker (Deutsche Public Relations Gesellschaft e. V.) und Christina Kyriasoglou (Bloomberg News) die Sichtbarkeit und Darstellung von Gründerinnen in Medien. Die Diskussion machte deutlich: Die (mediale) Sichtbarkeit von Gründerinnen ist nicht nur eine Frage der Kommunikationsaktivitäten, sondern auch eine Frage von Zugang, Teilhabe und struktureller Veränderung.

Freitag
Podiumsdiskussion zum Thema Finanzierung
Der zweite Tag begann mit einer Podiumsdiskussion zum Thema Finanzierung, moderiert von Helge Eikelmann. Diskutiert wurde u.a., wie Geschlechterstereotype im Pitching-Prozess wirken und welche Chancen oder auch Risiken sich durch gezielte Netzwerke ergeben.
Mit dabei waren Dianne Dela Cruz (BeeYou), Carmen Rommel (BIOVOX GmbH), Nikolaus D. Bayer (Business Angel) und Birka Wolff (encourageventures e.V.).
Rechts im Bild: Besonders stark waren die vielfältigen Diskussionsrunden mit aktiver Beteiligung des Publikums.
Panels
In den Panels wurden wissenschaftliche Fragestellungen mit praktischen Perspektiven verknüpft.
Panel 3: Female Empowerment: Im Fokus stand die Frage, wie Frauen auf ihrem Weg zur Gründung gezielt gestärkt werden können – durch geschlechtersensible Hochschulförderung, durch unterstützende Netzwerkstrukturen sowie durch die gezielte Sichtbarmachung und Nutzung von Vorbildern.
Panel 4: Sichtbarkeit von Gründer*innen: Thematisiert wurden unterschiedliche Aspekte der Sichtbarkeit von Gründerinnen – darunter der Umgang mit Gatekeepern im Gründungsökosystem, branchenspezifische Herausforderungen am Beispiel der Gesundheitswirtschaft sowie die mediale Resonanz von Tech-Gründerinnen in Deutschland.
Abschließende Best Practice Session mit Startups und Ökosystem-Akteuren
Im Mittelpunkt der von Prof. Dr. Veronika Kneip moderierten Best Practice-Session standen drei Gründerinnen: Claudia Rougoor (PreserviTec GmbH), Pia Büßecker (The metagame AI GmbH) und Maike Benner (MaLish). Sie berichteten von ihren Wegen zur Gründung, vom Balanceakt zwischen unternehmerischer Sichtbarkeit und persönlichen Rollenbildern – und von der Vielfalt innerhalb der Gründerinnenschaft. Katja Farfan (HESSENMETALL) und Dr. Natalia Gorynia-Pfeffer (RKW Kompetenzzentrum) ergänzten die Perspektive institutioneller Unterstützungsstrukturen.
Die Best Practice Session zeigte: Unterschiedliche Sozialisationen, Generationen und Einstellungen prägen die Vielfalt innerhalb der Gruppe der Gründerinnen. Diese Diversität sichtbar zu machen ist entscheidend, um vielfältige und realitätsnahe Vorbilder zu schaffen. Ergänzend wurde deutlich, dass sich eine höhere Gründerinnenquote nur durch die aktive Einbindung institutioneller Akteure erreichen lässt.
Mehr als nur Fachprogramm
Neben dem inhaltlichen Programm bot die Fachtagung auch viele Gelegenheiten für persönlichen Austausch und Vernetzung. Der Begegnungsbereich war während der Pausen stets belebt, denn die in den Panels geforderte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gründungspraxis wurde hier direkt mit Leben gefüllt. Zahlreiche reale und digitale Visitenkarten wechselten die Besitzer*innen – eine gute Grundlage für zukünftige Kooperationen. Die offene, wertschätzende Atmosphäre der Tagung setzte sich auch am Abend beim gemeinsamen Essen in der traditionellen Apfelweinwirtschaft „Kanonesteppel“ fort und fand ihren Abschluss beim gemeinsamen Mittagessen am nächsten Tag – nicht ohne ein wenig Wehmut über das Ende zweier intensiver und inspirierender Tage.
Was wir mitnehmen – ein Fazit aus zwei Tagen wissenschaftlichen und praktischen Inhalten sowie Diskussion
Gründerinnen sind nicht „die eine“ Zielgruppe, sondern vertreten eine enorme Bandbreite an sozialen Hintergründen, Lebensentwürfen, Motivlagen und Gründungszielen.
Daraus ergeben sich zentrale Handlungsfelder:
- Förderprogramme mit differenzierten Zielgruppenansätzen
- Safe Spaces und Netzwerke mit Vorbildcharakter
- Medienkompetenz und mediale Verantwortung für diverse Gründungsnarrative
- Stärkere Öffnung etablierter Strukturen – für mehr Teilhabe
Einmal mehr wurde deutlich, dass Forschung und Praxis Hand in Hand gehen müssen, um nachhaltige Wirkung zu erzielen.
Ein Dank an alle Beteiligten
Unser besonderer Dank gilt allen Referent*innen, Diskussionspartner*innen, Moderator*innen, Partnerinstitutionen und Gästen – sowie dem gesamten Projektteam, das diese Tagung mit viel Engagement möglich gemacht hat.
Wir freuen uns, dass wir mit der Fachtagung "Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen und Gründer" einen Beitrag zur Stärkung der Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen und dem entsprechenden Diskurs leisten konnten.