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Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit

Prof. Dr. Andreas Treichler, Sozialwissenschaft

ZIELE IM FOKUS

Das Reden über Klimawandel und Umweltzerstörung ist nicht neu. Wissenschaftliche Studien und Erkenntnisse, etwa des Club of Rome zum Raubbau an der Natur mit all den katastrophalen Folgen, sind bereits seit den 1970er-Jahren bekannt.

Sie wurden jedoch über Jahrzehnte weitgehend ignoriert oder kleingeredet. Der allgemeine Problemdruck aber steigt. Inzwischen ist ein Bewusstseinswandel bei Akteuren in der Ökonomie, Politik und Zivilgesellschaft zu konstatieren. Wird daraus ein angemessenes Handeln folgen und wenn ja, welcher Art? Nicht zuletzt fordern junge Menschen freitags und an anderen Tagen ein Umsteuern unserer gegenwärtigen Wirtschafts- und Lebensweise. Für dieses gesellschaftspolitische Großprojekt bedarf es neben Konzepten und Szenarien einer öffentlichen Verständigung, wie wir in Zukunft arbeiten und leben wollen.

Die Beharrungskräfte des Weiter so sind machtvoll und groß, die Selbst- und Fremdtäuschung über die Veränderungsbereitschaft in reichen Gesellschaften wie etwa Deutschland auch. Das Mantra des ökonomischen Wachstums ist problematisch geworden. Mit Lippenbekenntnissen zum inflationär gebrauchten Begriff der Nachhaltigkeit und dem häufig praktizierten Greenwashing ist es nicht getan.

Auch technokratische Antworten und Lösungsansätze sind letztlich der ökonomischen Steigerungslogik und einer verdinglichten Vorstellung von Mensch und Natur verhaftet. Der notwendige soziokulturelle Wandel hin zu einer wirklich nachhaltigen, resilienten und gesunden Gesellschaft jedoch braucht Zeit. Noch haben wir es in der Hand, weitgehend demokratisch zu entscheiden, wie wir künftig leben wollen. In einigen Jahren könnten wir dazu gezwungen werden.

Sozialwissenschaftliche Forschung und Bildung sind innovative Akteure der sozialökologischen Transformation dann, wenn sie gesellschaftlich integrativ und reflexiv Möglichkeiten aufzuzeigen vermögen: Möglichkeiten schaffen durch Aufklärung über Fakten und Zusammenhänge sowie die Vermittlung von Orientierungswissen und Gestaltungskompetenzen. Hochschulveranstaltungen können basisdemokratische Zukunftswerkstätten sein. Die Forderung eines Aufklärers wie Kant nach dem „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ aus dem Jahre 1784 ist unverändert aktuell. Wie auch die Einsicht, dass Freiheit und Verantwortung keine Gegensätze sein müssen, aber stets der Bildung und Vermittlung bedürfen.

M. RingwaldID: 10043
letzte Änderung: 28.11.2023