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"Europa – Zwischen Nationalismus und Globalisierung"

Think Europe – Europe thinks Vortrag von Prof. Dr. Dr. h. c. Gesine Schwan

Das Center for Applied European Studies (CAES) an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) eröffnete in einem vollbesetzten Hörsaal die Veranstaltungsreihe „Think Europe – Europe thinks”. Als Gastrednerin der Auftaktveranstaltung hieß das CAES Prof. Dr. Dr. h. c. Gesine Schwan willkommen, sie sprach zu dem Thema „Europa – Zwischen Nationalismus und Globalisierung“ mit anschließender Gegenrede von Prof. Dr. Christian Rieck der Frankfurt UAS. Die Veranstaltung zog rund 170 Studierende, Wissenschaftler/-innen und Fachöffentlichkeit sowie Pressevertreter zu einem öffentlichen Dialog über die Zukunft Europas an.

Der Präsident der Frankfurt UAS Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich begrüßte die Anwesenden und betonte die Notwendigkeit sich in der Gegenwart Gedanken über eine Neudefinition Europas zu machen. Er freue sich zukünftig hochkompetente Impulsgeberinnen und Impulsgeber an der Frankfurt UAS begrüßen zu dürfen. In seiner Rede betonte Prof. Dr. Dievernich einen „bipolaren Ansatz“ in Bezug auf die heutige Gesellschaft Europas. Er konstatierte, dass gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen durchaus als „manisch“ beschrieben werden können. So verweisen bestimmte sprachliche Äußerungen sowie Handlungen der (Rechts-)Populisten auf eine solche Diagnose. Mit Sorge stellte er die Frage, wie dann eine sich stets anschließende Phase der Depression aussehen wird. Was passiert mit dem gesellschaftlichen Klima, wenn sich die oft in rabiater Sprache formulierten Wahlversprechen dieser Populisten nicht erfüllen? Das CAES ist ein wichtiger Ort, um einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass diese Gesellschaft weder manisch noch depressiv wird.

Es folgte ein Grußwort des Geschäftsführenden Direktors des CAES Prof. Dr. Dr. Michel Friedman, der hervorhob, dass sich die Anfänge Europas dermaßen verändert haben, dass Regierungschefs, legitimiert und legalisiert, Rassismus und Menschenfeindlichkeit in Europa sanktionslos repräsentieren können. Prof. Dr. Dr. Friedman führte weiter aus, dass wenn es eine Schwäche gebe, dann nicht die Lautstärke derjenigen, die jetzt die Wahlen gewinnen, sondern die Müdigkeit derjenigen, die sich nicht laut genug in diesem Resonanzraum bemerkbar machten. Auch betonte Prof. Dr. Dr. Friedman, dass in dieser neuen Veranstaltungsreihe Streitkultur von großer Bedeutung ist. Unterschiedlichste Positionen und Perspektiven sollen kritisch hinterfragt werden.

Die Hauptrednerin des Abends Prof. Dr. Dr. h. c. Gesine Schwan eröffnete Ihre Rede mit Ihrer Befürwortung der Wichtigkeit dieser Streitkultur sowie den Worten „Gemeinwesen braucht Grundsolidarität“ und könne somit nicht auf Partikularinteressen gründen. Sie warnte davor,  dass Europa sich in einer Weise in der Krise befinde, die es bisher so intensiv nicht gab. Der durchgängige Grund für die tiefe Krise der EU sei die durchgängige Verweigerung von Solidarität durch die nationalen Regierungen, besonders durch die mächtigste und daher am stärksten verantwortliche deutsche Bundesregierung. Der Mangel lasse sich an folgenden drei Stationen zeigen: (1) Maastricht, (2) die Bankenkrise sowie (3) die Flüchtlingskrise, die wesentliche Gründe für eine Desintegration und Destabilisierung Europas darstellten. Die Frage der sozialen Gerechtigkeit und der Partizipation daran, sowohl der Länder in Europa als auch in den Ländern selbst, ist Bedingung für die Zukunft. Ihr Appell und Lösungsvorschlag für einen Weg heraus aus der Krise, war ein Appell an die Zivilgesellschaft. Prof. Dr. Dr. Schwan plädierte für ein „Europa Bottom-up“, in dem Kommunen darin bestärkt werden selbst aktiv zu werden.

Der Gegenredner Prof. Dr. Christian Rieck fand kritische Worte unter anderem zu der Aussage den Kommunen die „Macht zu machen“ zu geben, denn dann, so Prof. Dr. Rieck, müsse Europa kompromisslos „erdulden“ was am Ende herauskomme. Darüber hinaus forderte Prof. Dr. Rieck klare Worte zu der Frage, wer die finanziellen Mittel für europäische Herausforderungen aufbringe. Als weiteres Gegenargument zu der Rede von Prof. Dr. Dr. Schwan brachte Prof. Dr. Rieck an, dass der Wettbewerb nicht als Nullsummenspiel gesehen werden dürfe, in dem es immer Gewinner und Verlierer gebe, sondern, dass eine Gemeinschaft im Kollektiv gewinnen oder verlieren könne. Bemerkenswert war Prof. Dr. Riecks Eingeständnis einige Gedanken von Frau Prof. Dr. Dr. Schwan nachvollziehen zu können.

Frau Prof. Dr. Klärle moderierte anschließend die Questions & Answers aus dem Publikum mit den Referenten.

Das CAES zeigte sich hocherfreut über den Zuspruch und wird die Vortragsreihe „Think Europe – Europe thinks“ bereits in diesem Wintersemester 2016/17 fortsetzen.

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letzte Änderung: 24.06.2021