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Vortragende und Inhalte

Vortrag und Workshops – 02.11.2023

Dominantes Verhalten spielt eine große Rolle bei der Entstehung von Teilhabe. So werden Menschen aus benachteiligten Gruppen nicht als Wissende gesehen oder lächerlich gemacht, ihr Wissen nicht als “relevant” betrachtet, ihre Lebensrealitäten nicht erforscht. "Dominantes Verhalten" nennen wir Verhaltensweisen, die privilegierten Menschen in unserem System schon in frühem Alter anerzogen werden. Dazu gehören zum Beispiel “mehr Redezeit einnehmen”, “herablassend behandeln” oder “die Bedürfnisse von Unterdrückten ignorieren”. Mit diesen Verhaltensweisen tragen wir (meist) unbewusst und unabsichtlich dazu bei, dass Menschen aus den benachteiligten Gruppen an der Teilhabe gehindert werden.

In diesem interaktiven Vortrag stelle ich einige in verschiedenen Kontexten vorkommende dominante Verhaltensweisen vor und beschreibe ihre Wirkung. Auch gebe ich einen kurzen Input zum theoretischen Hintergrund des Kartensets “Raus aus der Dominanz”, das 78 dominante Verhaltensweisen und Denkmuster umfasst. Anhand von konkreten Situationen aus eurer Erfahrung suchen wir anschließend nach alternativen Verhaltens-Möglichkeiten und sammeln Strategien für inklusive Räume.

Zur Person

Nathalie Bromberger (sie/ihr) hat Soziologie und Genderstudien in Frankfurt und Amsterdam studiert. Sie hat zunächst in der Wissenschaft und der Methodenentwicklung gearbeitet und hat Bücher für Pfleger*innen geschrieben. Heute arbeitet sie auch Kreativtrainerin und Comiczeichnerin. Nebenberuflich engagiert sie sich in verschiedenen sozialen und ökologischen Bewegungen als Trainerin für Storytelling und in der Awareness Arbeit. Sie ist privilegiert als weiße cis-hetero Frau in der linken Szene aufgewachsen, einerseits mit jeder Menge Bildungsprivilegien und dominanten Denkmustern über das vermeintlich „aufgeklärte“ Denken, andererseits mit der Erfahrung als FLINTA*-Person weder in der linken Szene noch in der Universität mit ihren Themen willkommen zu sein oder als Wissende gesehen zu werden. Sie setzt sich deshalb in Transformationsräumen für Awareness in Bezug auf Ausschluss und Dominanz ein.

Workshops: Beziehungen dekolonisieren

Was wäre, wenn wir wieder lernten uns selbst einander mit einem liebevollen Blick zu begegnen? Unserem Atem. Den Empfindungen des Körpers? Dem Zirpen der Insekten? Wir bekämen Zugang zu einem vorkolonialen Wissen, das unter anderem im Körper residiert. Es erlaubt uns, Beziehungen jenseits von Hierarchien zu gestalten. Wenn wir unsere Augen eine andere Erfahrung machen lassen, lösen sich auch Illusionen auf. Wie zum Beispiel die, dass wir voneinander getrennt sind. Und diese Trennung sogar brauchen, um uns überhaupt zueinander in Beziehung setzen zu können. In diesem Workshop erschließen wir uns dieses Wissen mit dem Atem, verschiedenen Methoden des Embodiments und unsere Aufmerksamkeit für uns selbst und füreinander.

Zur Person

Pasquale Virginie Rotter ist ganzheitliche*r Prozessbegleiter*in, Somatic Coach, Body-Mind-Healer, Mediator*in und Autor*in und arbeitet an den Schnittstellen von Körper, Aktivismus, Trauma, Heilung und Community. Interessiert in die vielfältigen Wege, verinnerlichte Unterdrückung zu entlernen, hat Pasquale mehrere Ansätze entwickelt, um Gruppen und Einzelne in holistischen Lern-, Transformations- und Befreiungsprozessen zu begleiten.

Der interaktive Workshop erforscht die Fragen: (Wie) kann Achtsamkeitspraxis antirassistische Lern- und Organisierungsprozesse unterstützen? Wo sind dabei Potenziale und Grenzen? Dafür werden wir einen kurzen theoretischen Input, praktische Übungen, und erfahrungsbasierte Reflexion verbinden.

Zur Person

Tashy Endres arbeitet als politische Bildner*in und Trainer*in in sozialen Bewegungen - für Transformative Community Organizing, Social Justice und Critical Diversity, Bedürfnisorientierter Kommunikation. Sie ist seit 20 Jahren aktiv in sozialen Bewegungen (u.a. Erwerbs- und Landlosenbewegung, Buenos Aires; Decolonizing Architecture, Bethlehem; Occupy Wall Street, New York; Mieter*innengemeinschaft Kotti & Co, Berlin, heute als Gründungsmitglied der AG Starthilfe der Kampagne Deutsche Wohnen & Co Enteignen, Berlin). Derzeit baut sie ein Trainings- und Retreat Center für Regeneratives und Transformatives Community Organizing auf. Sie lebte 15 Monate in dem Zen Kloster Plum Village in Frankreich und ist Mitbegründerin der White Awareness Sangha in der Plum Village Tradition, die Achtsamkeit und Antirassismus zusammenbringt.

Was will und kann die Praxis der Organismendemokratie und wie kann der Blickwinkel anderer Spezies zu einer kulturellen Transformation beitragen?

Im Pionier-Wald der Organismendemokratie in Berlin wird seit 2019 eine Praxis erprobt, in der alle 400 Spezies von Tieren, Pflanzen und Organismen von einem Parlament vertreten werden, egal, wie lange sie schon da sind. Club Real ist live in der Organismendemokratie unterwegs, um den Teilnehmer*innen einen Eindruck von Spezies wie der nordamerikanischen Robinie oder der orientalischen Mörtelwespe zu vermitteln. Im Workshop werden wir die Methode der Organismen-Demokratie kennenlernen. Die Teilnehmer*innen werden zu Fürsprecher*innen der Lebewesen. Die Fürsprecher*innen werden mit Informationen zu ökologischen Beziehungen unterstützt. Danach diskutieren sie in der Art eines Planspiels konkrete Konflikte, bilden Allianzen und entwerfen Forderungen: Wie geht es weiter mit den neuen Lebewesen? Was wollen sie? Was passiert mit Entschädigungsforderungen? Die Ergebnisse der Werkstatt werden an die politische Vertretung der Neobiota im nächsten Parlament der Lebewesen (2024) übergeben.

Zur Person

Marianne Ramsay-Sonneck, geboren 1975 in Wien, seit 2000 Teil der Künstler:innengruppe Club Real, arbeitet an partizipativen Kunstformen und szenischen Installationen. Seit 2018 gibt es den Projektzyklus Organismendemokratie u.a. beim Impulse Theaterfestival 2019. Ebenfalls 2019: LASA10CARNAVAL bei der 13. Biennale in Havanna, Kuba. Sie lebt mit ihren Töchtern in Berlin.

Georg Reinhardt, 1972 in Wien geboren. Seit 2000 Teil der Künstlerinnengruppe Club Real in Berlin. Engagiert sich seit 2017 in der Organismenpolitik. Mitverfasser der Allgemeinen Deklaration der Organismenrechte. Arbeitet seit 2020 für die NGO Organismendemokratie e.V.

Workshops und Vortrag – 03.11.2023

Workshops: Natur und Ökosoziale Transformation dekolonisieren

Dieser Workshop lädt pädagogische Fachkräfte ein junge BIPoC im Prozess der Selbstfindung durch naturpädagogische Einzel- oder Gruppenarbeit empowernd zu begleiten. Der Workshop bietet eine praxisorientierte und interaktive Einführung, die es den Teilnehmer*innen ermöglicht, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in diesem Bereich zu erweitern. Pädagogische Fachkräfte haben die Möglichkeit die Natur als Empowermentraum für junge BIPoC zu gestalten. Naturpädagogische Einzel- oder Gruppenarbeit kann dazu beitragen, dass sich junge BIPoC mit sich selbst und ihrer Umgebung verbunden fühlen. Im ersten Teil des Workshops werden die unterschiedlichen Lebensrealitäten von jungen BIPoC analysiert, um ein besseres Verständnis für ihre Bedürfnisse und Herausforderungen zu erhalten. Anschließend werden konkrete Methoden und Übungen vorgestellt, die junge BIPoC dabei unterstützen ihre Identität zu verstehen, Selbstbewusstsein aufzubauen und ihre Stärken zu erkennen. Wir werden uns insbesondere darauf konzentrieren, wie die Natur als Raum für Selbstentfaltung und Stärkung für junge BIPoC genutzt werden kann. Dieser Workshop bietet Raum für Austausch und Reflexion, um eine praxisnahe Umsetzung der erlernten Handlungsmöglichkeiten zu ermöglichen. Ziel des Workshops ist es, pädagogische Fachkräfte dabei zu unterstützen, junge BIPoC auf ihrem Weg zu begleiten und sie dabei zu unterstützen, ihre eigenen Ressourcen zu entdecken und zu stärken.

Zur Person

Anthony Owosekun ist Sozialarbeiter und Erlebnispädagoge. Seit mehr als 10 Jahren begleitet er junge Menschen im Bildungsbereich. Er gründete 2019 die gemeinnützige Organisation EMPOCA, die Schwarze Kinder und Jugendliche mit der Natur verbindet und ist seit 2022 Mitgründer von DECONSTRUCT, einer online Weiterbildungsplattform für die Rassismussensibilisierung psychosozialer, pädagogischer und medizinischer Fachkräfte. Als Bildungsreferent führt er regelmäßig Fortbildungen zum Thema Rassismus für Pädagoginnen in Schulen, Jugendhilfe- und Freizeiteinrichtungen durch.

Im Workshop möchten wir mit euch pädagogische Methoden betrachten, die auf einem breiten Spektrum von gruppenbasierten, kreativen und selbstreflektierenden Ansätzen basieren. Durch dieses Spektrum schaffen wir einen Zugang für unterschiedliche Menschen, die zu den Themen Kolonialismus, Intersektionalität und Klimakrise lernen und den eurozentristischen Blick auf die Klimakrise verlernen möchten. In diesem Workshop möchten wir die Fragen „Wie verstehst du “Natur?“ und „Auf welchem Naturverständnis basiert deine Arbeit?“ aufgreifen und durch eine dekoloniale und intersektionale Betrachtung den Zusammenhang von Kolonialismus und Klimakrise aufzeigen. Anhand der Betrachtung der Klimakrise vom Ursprung, der Folgen - besonders betroffen von der Klimakrise sind Menschen im Globalen Süden und Menschen im Globalen Norden, die von (Mehrfach-)diskriminierung sind - und antikolonialem und klimagerechten Widerstand gestalten wir eine kritische Erzählung, die Raum gibt vorhandenes Wissen zu dekonstruieren und neue pädagogische Ansätze auszuprobieren. Wir bauen schrittweise ein größeres zusammenhängendes Bild auf, um euch für das Thema zu sensibilisieren und handlungsfähiger zu machen.

Zur Person

Angela Asomah ist eine queere biracial Person und versteht sich als Aktivist*in und Referent*in. Angela gibt Workshops und Beratung zu den Themenbereichen Klimagerechtigkeit, Intersektionalität und Empowerment. Angela setzt sich momentan mit der Verknüpfung von Körper und Bewegung als Teil der Bildungsarbeit auseinander.

Lea Dehning ist Bildungsreferent*in für Klimagerechtigkeit, diskriminierungskritisches Arbeiten und Intersektionalität. Lea liebt die gemeinschaftliche Atmosphäre während Workshops und revolutionäres Handeln für ein gutes Leben für alle. Lea hat viele Jahre für die BUNDjugend gearbeitet und dort das Projekt Locals United koordiniert. In ihrer Freizeit tanzt Lea gerne House.

In einer Zeit multipler Krisen ist die Permakultur für viele Menschen ein Gestaltungswerkzeug für einen Weg aus dem Ohnmachtsgefühl und zur Selbstermächtigung geworden. Aber was ist Permakultur eigentlich genau und was kann sie leisten? Permakultur ist nämlich kein harmloses Gärtnern unter Hippies. Ziel ist es, lebendige Systeme so resilient zu gestalten, dass Pflanzen, Tieren und Menschen im Einklang miteinander leben, ohne die Ressourcen des Planeten auszubeuten. Permakultur als Konzept, Designlehre oder Lebenshaltung ist von Natur aus auf gerechte Verteilung ausgelegt und schätzt Diversität und Gerechtigkeit. In ihr agiert der ethische Mensch in sozialer, ökologischer und ökonomischer Hinsicht geleitet durch die Prinzipien der Natur. Mit der Ethik, den Prinzipien und den Methoden der Permakultur als Grundlage können widerstandsfähige Systeme – ob ländlich, sozial oder wirtschaftlich – wirklich nachhaltig geplant werden. Also was ist so problematisch am permakulturellen Ansatz? Es klingt doch so, als würde die Permakultur eine hoffnungsvolle Lösung sein, wenn nicht sogar die Antwort auf viele unserer Probleme. Wie so oft muss man genauer hinschauen. Wir fragen uns, welche Verantwortung und Handlungsoptionen wir als Gestaltende einer neuen, transformativen Kultur haben. Der Workshop richtet sich an diejenigen die sich als Teil einer kulturellen, gesellschaftlichen und ökologischen Transformationsbewegung sehen. In diesem Workshop stelle ich die Permakultur kurz vor, beleuchte jedoch ihre Vermittlung im Globalen Norden kritisch. Mit Euch möchte ich Ansätze und praktische Anwendungen zur Planung und Durchführung von Veranstaltungen wie Kursen, Workshops, Konferenzen oder Ausstellungen finden, die zur Dekolonisierung der Praktiken in der Kultur- und Umweltbildung beitragen können.

Zur Person

Sandra Passaro ist Dozentin, Kuratorin, Dipl. Designerin für angewandte Permakultur und Gründerin von Hungry Cities und Hyper Culture. Sie forscht transdisziplinär an der Schnittstelle von Kultur, Gesellschaft, Bildung, Ernährung und Umwelt. Passaro entwickelt seit 20 Jahren Programme für int. Kultur-Institutionen und begleitet unabhängigen Kultur-Produzenten, z.B. für die NYU u.v.m.. Unter anderem leitet sie das Basisjahr Ost der Permakultur-Akademie, ein von der UNESCO ausgezeichneten Bildungsort.

Vortrag

We’ve all seen things fall apart. Working as social justice advocates or activists, or simply as people in community with each other and caring for the well-being of these communities, most of us have been through times where things seriously fell apart. A conflict arises–and suddenly the group explodes. In these moments, our relationships are put to the test. ‘Community accountability’ describes a practice of collective care used within groups to address harm and violations in relationships, in ways fully independent of any institutions or legal justice systems. Accountability processes in communities have specific dynamics. 

This lecture will address accountability in action from two different and specific perspectives. Both workshop facilitators have built skills and experiences within communities that are impacted by inequalities. We also share a commitment to strengthening relationships. In this workshop, we want to reflect on the knowledge and experiences built by accountability practitioners in activist contexts. We will explore some of the key challenges to accountability processes in the different contexts we work in, and talk about what's needed for accountability among activists. We will look at what sometimes stops people from participating in such processes. Finally, we will examine how participants build the needed resources to support accountability processes in different contexts.

Zur Person

Clementine E. Burnley is a Conflict Mediator, Group Process Facilitator & Coach, and a Trainee Psychotherapist. Her project investigates power, and relationship. While engaged in two longterm social processes,— raising mixed culture children and repeated migration, she observes how people in marginal positions, migrants, feminist, queer Africans construct their own belonging.

Jaya Chakravarti is a dancer and abolitionist. She is queer, mixed-race and femme. Currently she spends time doing care work and dancing flamenco, as well as on several projects addressing state violence, policing, and gender-based violence against BIPOC women* and queers.

Kontakte

Bei Rückfragen: beziehungen.dekolonisieren(at)fb4.fra-uas.de

Die Tagungsorganisation ist bestrebt, Anträge auf Schrift- bzw. Gebärdendolmetschung beim jeweiligen Integrationsamt zu unterstützen. Eine Liste qualifizierter Dolmetscher:innen ist verfügbar. Bei Bedarf bitte melden unter beziehungen.dekolonisieren(at)fb4.fra-uas.remove-this.de.

Tagungsorganisation

Yari Or ist Professorin im Fachbereich Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences. Ihre Interessen liegen in der Entwicklung neuer Methoden für eine transformative Praxis in der Sozialen Arbeit (insbesondere expressives Schreiben, naturbasierte Methoden und Achtsamkeit), mit dem Ziel, Prozesse der Wiederverbindung und des In-Beziehung-Seins mit sich selbst, anderen und der mehr-als-menschlichen Natur zu unterstützen. In ihrem Aktivismus setzt sie sich dafür ein, gemeinsam mit anderen einen ökosozialen Wandel für eine gerechte Zukunft zu schaffen.

Chaitali Das ist Professorin für Internationale und Transnationale Sozialarbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences, Deutschland. Chaitali ist ausgebildete Sozialarbeiterin und hat Erfahrungen in der Arbeit mit gefährdeten Kindern in Indien sowie mit minderjährigen Asylbewerbern in Deutschland. Ihre Forschungsinteressen umfassen internationale Sozialarbeit, minorisierte Gruppen (Inklusion-Exklusion-Repräsentation) und dekoloniale Sozialarbeit.

Karin Elinor Sauer ist Professorin für Soziale Arbeit an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Villingen-Schwenningen DHBW VS, Fakultät Sozialwesen. Dipl.-Päd., Master in Diversity Education. Lehrbeauftragte am Center for World Music der Universität Hildesheim im Masterstudiengang Kulturelle Diversität in der musikalischen Bildung.

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letzte Änderung: 15.06.2023