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Projekte des ISR

Laufende Projekte

Projektmitarbeiter*innen: Laura Diehl, Angelina Pfeil, Nora Röll, Marija Stefanovic, Johannes Theis

In Zusammenarbeit mit Sarah Lang, Prof. Dr. Marei Pelzer, Prof. Dr. Kathrin Schrader

Fördergeber: Gesundheitsamt Frankfurt am Main

Laufzeit: 1. Juli 2023 bis 30. Juni 2024

 

Bundesweit leben geschätzt mehrere hunderttausend Menschen ohne bzw. ohne ausreichenden Krankenversicherungsschutz; viele davon auch in Frankfurt am Main.

Durch den fehlenden Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung kommt es häufig zur Chronifizierung und Verschlimmerung bestehender Leiden. Neben der gravierenden gesundheitlichen Benachteiligung der Betroffenen und den offenen Klinikkosten ergibt sich auch für Ämter, z. B. das Jugend- und Sozialamt und das Gesundheitsamt, ein hoher Verwaltungsaufwand durch Einzelfallentscheidungen etc.

Aus den genannten Gründen und in Ergänzung des niedrigschwelligen Angebots der Humanitären Sprechstunden startete ab Dezember 2020 in Frankfurt das Modellprojekt „Clearingstelle 1.0“ am Gesundheitsamt. Ihm folgt das Projekt „Clearingstelle 2.0“, welches wie bereits in der Vergangenheit in Kooperation mit dem Team Humanitäre Dienste des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main stattfindet.

Seit Juli 2023 werden drei Mal in der Woche für drei Stunden offene Clearing-Sprechstunden zu sozialrechtlichen Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Krankenversicherungsstatus angeboten. Aufruhend auf den Erfahrungen der vergangenen Projektjahre ist es Ziel des Projektes, eine systematische Unterstützungsinfrastruktur zur Wiedereingliederung von Menschen in das Krankenversicherungssystem zu schaffen. Auf der individuell beraterischen Ebene geht es dabei um die konkrete Klärung des Sachverhaltes und die Unterstützung im Wiedereingliederungsverlauf. Auf der abstrakten Analyseebene werden durch die Fallstudien strukturelle Hindernisse der Wiedereingliederung identifiziert. Diese können in dessen Folge als empirisch fundierte Ausgangspunkte sozial- und gesundheitspolitischer Aushandlungsprozesse gemacht werden.

Zur Unterstützung der Arbeit in dieser zweiten Phase des Projektes wird das bestehende Dokumentationssystem weiterentwickelt, mit dessen Hilfe einerseits die Kontinuität der Beratungsarbeit sichergestellt werden kann und mit der zugleich Beratungsthemen und -verläufe nachgebildet werden können. So wird zugleich die Möglichkeit geschaffen, einen Teil der formativen Evaluation aus den Daten zu generieren. Hier sollen zentrale Parameter der Beratung identifiziert und typische Verläufe nachverfolgt werden und so systematisch der Reflektion zugänglich gemacht werden. Beobachtungen und Expert*innengespräche ergänzen die Auswertung der Daten. Zum Ende des Projektes bildet diese Analyse den Ausgangspunkt für die Etablierung eines fachlich fundierten Beratungskonzepts der Clearingstelle, welches sich sowohl in einem Praxisleitfaden niederschlagen wird als auch als inhaltliche Fundierung zur Etablierung einer systematischen und regelfinanzierten Arbeit dienen soll.

Projektfinanzierung: Spenden ESA; Eigenmittel ISR

Projektbeteiligte: Ina Amberg, Ailina Deichmann, Maria Goetzens, Lena Keil, Christian Kolbe, Maren Pauer, Kathrin Schrader, Carmen Speck

Projektlaufzeit: Mai 2022 bis März 2024

Das Leben in Armut, Wohnungs- und Obdachlosigkeit macht krank. Betroffene Menschen sind einem massiv erhöhten Krankheits- und Sterberisiko ausgesetzt. Die FAHO Studie untersucht genau diesen Zusammenhang von sozialer Lage und gesundheitlicher Schädigung und entsteht in Zusammenarbeit zwischen der Frankfurt University of Applied Sciences (FraUAS), der Elisabeth-Straßenambulanz der Caritas (ESA) und betroffenen Menschen. Die ESA bietet seit 1993 niedrigschwellig medizinische Hilfe für Menschen in Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Frankfurt am Main. Mitarbeiter*innen der ESA haben beobachtet, dass sich die gesundheitliche Situation von Menschen in Wohnungs- und Obdachlosigkeit weiter verschlechtert. Betroffene Menschen leiden schon in jungen Jahren an schweren und komplexen Mehrfacherkrankungen und sterben verfrüht, trotzdem bleibt die Forschungslücke zu dieser Notlage groß. Deshalb haben die Mitarbeiter*innen der ESA die Forschungszusammenarbeit initiiert, um ihre medizinische Perspektive um eine sozialwissenschaftliche zu erweitern.

 

In einer ersten Erhebung im Mai 2022 konnten in der Elisabeth- Straßenambulanz bereits Ergebnisse zur verfrühten Gebrechlichkeit (Englisch „Frailty“) erhoben werden. Die Arbeit mit dem Gebrechlichkeitsbegriff erlaubt es, komplexe Erkrankungen und einen Allgemeinzustand zu erfassen und diesen mit der Gesamtbevölkerung zu vergleichen. Weiter konnten in einer Fragebogenerhebung Ergebnisse zum subjektiven Erleben von Zugängen zu und Ausschlüssen von gesellschaftlichen Ressourcen betroffener Menschen erzielt werden. So soll der Blick auf die Fragen gerichtet werden, wie Vulnerabilität (Englisch: „Vulnerability“) strukturell bedingt ist, aber vor allem darauf, wie Menschen trotz dieser Vulnerabilität Handlungsfähigkeit („ability to act“) entwickeln bzw. aufrechterhalten.

Über die Perspektiven von Menschen, die in Wohnungs- und Obdachlosigkeit leben, ist zu diesen Fragen wenig bekannt. Deshalb werden im folgenden Schritt medizinische und sozialwissenschaftliche Perspektiven mit der Expertise von betroffenen Menschen verbunden.

Die bisherigen Ergebnisse werden dabei an Menschen in Wohnungslosigkeit zurückgespielt und in einem gemeinsamen Forschungsprozess bearbeitet. Dabei wenden wir die Photo Voice Methode an, die einen niedrigschwelligen Zugang zu Forschung ermöglicht, ganz ohne Vorerfahrungen. Die Betroffenenforschungsgruppe fotografiert ihre Lebenswelt zu gemeinsam festgelegten Fragestellungen und wertet die Ergebnisse im Anschluss in einem diskursiven Prozess aus. Es sollen zum einen Strukturen sichtbar werden, die vulnerabel machen, aber vor allem Handlungsfähigkeit, Ressourcen und Ermächtigungspotentiale der Menschen in den Blick genommen werden, die in der üblichen Wissensproduktion verdrängt werden. Durch eine Ausstellung werden die fotografischen Arbeiten im Anschluss einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt. Weiter wird das Projekt durch einzelne Aufsätze begleitet und soll in einer Gesamtpublikation veröffentlicht werden. Das Teilprojekt Photo Voice leistet einen Beitrag dafür, Menschen systematisch eine Stimme zu geben und über die Mitarbeit an der Wissens- und Kulturproduktion Teilhabe an Gestaltungsprozessen von (Stadt-) Gesellschaft zu öffnen.

Die Fotos, vor allem aber auch deren Reflektion und Kommentierung im Dialog mit den Photograph*innen, zeigen eine Perspektive der Stadt, die den Ausschluss der Menschen und zugleich ihre Handlungsfähigkeit zeigen, die Beteiligten in Ihren Positionen ernst nimmt und diese sichtbar macht. Damit mischen wir uns gemeinsam ein in die Stadtgesellschaft, um schließlich begründet und vielfältig darauf hinzuwirken, bedürfnisangemessene Hilfen für besonders vulnerable Gruppen in der Stadt zu erstreiten und zu organisieren.

Projektmitarbeiter*innen: Ramona Brinkmann, Angelina Pfeil, Nora Röll

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Kathrin Schrader

Fördergeber: Gesundheitsamt Frankfurt am Main

Laufzeit: 1. Dezember 2022 – 30. November 2023

 

Das Projekt Beratungslotsen entstand im Zusammenhang mit der Studentischen Poliklinik (Stupoli) Frankfurt am Main, die in Praxisräumen des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main arbeitet. Ausgehend von den ergänzend formulierten Bedarfen der Patient*innen der medizinischen Erstversorgungseinrichtung – in der Regel ohne Krankenversicherungsschutz - tauchten Fragen zu den Themen, Arbeit, Wohnen, Aufenthalt uvm. auf, die seitens der Stupoli nicht parallel bearbeitet werden konnten. So wurde, 2017 initiiert durch eine Studierendengruppe, ein Parallelangebot – ebenfalls im Frankfurter Gesundheitsamt - konzipiert und weiterentwickelt, in dem wesentlich Sozial-/Verweisberatung im Zusammenhang mit vielen Themen zur Lebensrealität der betroffenen Menschen stattfindet, die seitens der Stupoli an die Sozialberatung verwiesen werden.

 

Für die laufende Phase wurde neben der Beratung an zwei Nachmittagen ein Evaluationskonzept entwickelt, mit dessen Hilfe perspektivisch die zentralen Themen und die damit verbundenen Hilfenotwendigkeiten erfasst und systematisch für die Qualifizierung und Etablierung des bestehenden Angebotes genutzt werden sollen. Schließlich werden Workshops angeboten, in denen das bestehende Hilfeangebot und die Kooperationen zwischen den Trägern in der Stadt, identifiziert und reflektiert werden.

Förderlaufzeit: 1. März 2023 – 29. Februar 2024
Auftraggeber: Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt am Main
Team: David Lorenz, Tanja Oberfell, Christian Kolbe

 

Schon lange übersteigt der Bedarf an Wohnraum nicht nur in Frankfurt das zur Verfügung stehende Angebot. Die Leistungen der Wohnungslosenhilfe können das Grundbedürfnis nach eigenem Wohnraum nur punktuell erfüllen. Die Lebenslagen der Betroffenen von Wohnungslosigkeit sind heterogen und dynamisch. Welche Lebenslagen das sind, wie die Betroffenen ihre eigene Situation und Bedarfe einschätzen, welche Hilfe sie in Anspruch nehmen und welche Unterstützung sie sich selbst organisieren, ist dabei nur teilweise bekannt.

Das geplante Projekt soll diese Perspektive von wohnungslosen Menschen wissenschaftlich erheben und analysieren. Das im Fokus stehende Erkenntnisinteresse konzentriert sich in dieser explorativen Studie auf die Sicht der betroffenen Personen, ihre Unterschiedlichkeit und ihre Einschätzungen und Wahrnehmungen. Entlang von Erzählungen über ihre Bedürfnisse bzw. von Wahrnehmungen und Nutzungen von Hilfe soll der Komplexität, der Heterogenität und nicht zuletzt der Dynamik ihrer Situation Rechnung getragen werden.

Abgeschlossene Projekte

Kooperationspartner: Stadt Dietzenbach

Mitarbeiter*innen: André Hetzel, Rosa Loder, Christine Resch, Jenny Spies

Fördergeber: European Pact of Integration (EPI)

Förderzeitraum: 1. Oktober 2021 – 30. Juni 2022

 

Das Projekt Bedarfsanalyse von Menschen aus Südosteuropa fand im Auftrag der Stadt Dietzenbach im Rahmen eines vergleichenden Projektes zwischen sieben Städten in Europa statt. In Dietzenbach lebt eine große Community von Menschen aus Südosteuropa.

Ziel des Projektes war es, aus Sicht betroffener Personen deren Ankommen, deren Verbleib und deren Zukunftsperspektiven in Dietzenbach zu erfragen. Dadurch sollen Bedarfe für eine angemessene Hilfe ermittelt und in Planungen zukünftig besser berücksichtigt werden.

Die Untersuchung umfasste im Kern Interviews mit betroffenen Personen. Diese wurden zum Ausgangspunkt für ergänzende Hintergrundgespräche mit professionellen Fachkräften aus dem Feld Sozialer Arbeit und der Arbeitsmarktpolitik. Die Interviews/Gespräche wurden flankiert von Dokumentenanalysen und Quartiersspaziergängen. So sollte eine möglichst dichte Beschreibung erfolgen.

Ergebnisse und Handlungsaufforderungen:

  • Prekäres Leben und informelle Strukturen beim Ankommen – Die Erzählungen der Ratsuchenden geben Aufschluss über einen prekären Alltag. Die Konzentration liegt auf der entbehrungsreichen und von Zumutungen vor allem am Arbeitsplatz und im Wohn(umfeld) geprägten Sicherstellung der Grundbedürfnisse. Ankommen ist prekär und Unterstützung wird den Menschen weitgehend informell zuteil, sei es in der Regel durch Peer Kontakte, in denen Vermittlung und Ansprache erfolgt, sei es durch eher zufällige Begegnungen mit dem Hilfesystem.
  • Zufälligkeit des Zugangs zu Hilfe – Gegenwärtig lassen sich aus den Erzählungen der Ratsuchenden ebenso wie aus den Darstellungen der Fachkräfte deutliche Indizien formulieren, dass aktuell Hilfe zwar geleistet wird, sie aber nicht systematisch an die Gruppe gelangt und so abhängig bleibt von Zufällen, außerplanmäßigem Engagement und informellen Kontakten. Dabei sind das Ankommen und auch das Bleiben in Dietzenbach mit vielen Schwierigkeiten verbunden, die Unterstützung erfordern.
  • Fragilität von Hilfe – Die zur Verfügung stehende Hilfe ist, wie schon mehrfach erwähnt, als nur durch Zufälle vermittelt zugänglich, und sie erweist sich zudem als unsicher. Die verschiedenen Muster von Kompensation und Parteilichkeit gleichen individuell aus, was systematisch nicht da ist. Auf diese Weise wackelige und nicht systematisch gestützte „Brücken zu bauen“ ist wichtig, aber keinesfalls genug, um soziale Teilhabe und selbstbestimmtes Ankommen und Bleiben zu gewährleisten.
  • Gehör verschaffen – Das Paradigma des Leise-Seins ist ebenfalls allgegenwärtig. Ratsuchende richten sich ein, nutzen wenig systematisch das Hilfesystem, stattdessen informelle Strukturen und werden von den Fachkräften in der Regel auch genau so erlebt. Dies mag mit der Norm der Dankbarkeit verbunden sein, die geschilderten Lebenssituationen weisen jedoch zugleich auf eine erhebliche Kompliziertheit und Ratlosigkeit hin, die vielfach der Unterstützung bedarf.
  • Bedürfnisangemessene Hilfeinfrastruktur vernetzt organisieren – Beschränkte man sich auf die Unsichtbarkeit der Gruppe, ließe dies auf den ersten Blick wenig Handlungsdruck für das Hilfesystem vermuten. Es bliebe still. Soll den betreffenden Ratsuchenden jedoch systematisch Gehör verschafft werden und soll ihnen umfängliche soziale Teilhabe gewährt werden, muss sich Hilfe verabschieden von häufig fragilen Angeboten ohne Perspektive auf Nachhaltigkeit. Es bedarf der „stabilen Überzufälligkeit“, der Kontinuität und einer an den spezifischen Erfordernissen der Ratsuchenden (am Leben der Leute orientiert; deren Zeitknappheit und deren unmittelbarem Lebensumfeld vor Ort Rechnung tragend) angepasste Niedrigschwelligkeit in deren Nahraum.

 

Transfer

Die Ergebnisse wurden am Ende des Projektes in einem Bericht (noch nicht zu veröffentlichen) zusammengeführt und werden in Kürze in einem Aufsatz erscheinen. Darüber hinaus wurden sie lokal in verschiedenen Gesprächsrunden in der Stadtpolitik (Sozialausschuss) und Fachkreisen der Sozialen Arbeit (Fachbereich Soziales und Jugend) diskutiert.

Gemeinsam klappt’s – Integrationschancen von jungen volljährigen Geflüchteten (in Kooperation mit FOGS, Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich) (Gekla)

Laufzeit: von 2019 bis 2020
Auftraggeber: Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKFFI)

Auftrag:

Mit der im Jahr 2018 gestarteten Initiative Gemeinsam klappt‘s möchte das Land Nordrhein-Westfalen die Integrationschancen von jungen volljährigen Geflüchteten verbessern. Die Initiative fokussiert dabei eine besondere Zielgruppe, die keine Ansprüche auf Transferleistungen und Hilfen hat: Zugewanderte mit Duldung oder mit Aufenthaltsgestattung im Alter von 18 bis 27 Jahren.

Ziel ist es sowohl Teilhabechancen als auch Teilhabekompetenzen der Zielgruppe zu fördern, um ihr auf diese Weise eine „chancengleiche Teilhabe an den zentralen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens“ zu ermöglichen (Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration, 2017).

Das Feld sozialer Hilfen zur Sicherung von Teilhabe ist in viele Teilfelder mit je spezifischen Akteuren und Beziehungen, Rechtsgrundlagen und Verwaltungsstrukturen zersplittert. Gemeinsam klappt‘s setzt deshalb darauf, lokale Hilfesysteme stärker zu vernetzen und für die Zielgruppe zu öffnen. Das MKFFI hat mehrere Begleitstrukturen implementiert, u. a. wird der damit verbundene Entwicklungsprozess in den Kommunen von einem Beratungsteam extern unterstützt. Das Institut für Stadt- und Regionalentwicklung der Frankfurt University of Applied Sciences (ISR) koordiniert die Unterstützung in zunächst 58 Kommunen. FOGS ist Teil dieses Teams.

Umsetzung:

Die lokalen Bündnisse setzen sich aus den für das Themenfeld zentralen Akteuren zusammen und entwickeln ein gemeinsames Vorgehen. Die Planung zielführender Maßnahmen basiert dabei auf kommunalen Bedarfs- und Angebotsanalysen und wird durch eine verbesserte Dokumentation und Evaluation unterstützt und abgesichert.

Die Prozessbegleitung unterstützt die beteiligten Kommunen bei der Schaffung lokaler Bündnisse und der Entwicklung einer koordinierten und problemorientierten Hilfestruktur für die Zielgruppe. Sie orientiert sich dabei an den spezifischen Bedarfen vor Ort, dokumentiert und analysiert die Entwicklung und fördert sie durch zielgerichtete Beratung und Interventionen.

 

Teilhabemanagement NRW - Förderbaustein im Rahmen der Initiative "Durchstarten in Ausbildung und Arbeit" (THM)

Laufzeit: von 2020 bis 2022
Auftraggeber: Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKFFI)

Auftrag:

Das Teilhabemanagement NRW bildet den Baustein 6 der Landesinitiative Durchstarten in Ausbildung und Arbeit (DiAA) und ist eng mit der Initiative Gemeinsam klappt’s verbunden. Wie Gemeinsam klappt’s fokussiert auch Teilhabemanagement auf die Gruppe der jungen volljährigen Zugewanderten mit Duldung oder Aufenthaltsgestattung mit dem Ziel, diesen eine „chancengleiche Teilhabe an den zentralen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens“ zu ermöglichen (Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration, 2017).

Die Zielgruppe ist besonders vulnerabel, da sie aufgrund ihres Aufenthaltsstatus über einen nur sehr eingeschränkten Zugang zu Transferleistungen und Hilfen verfügt. Hieraus resultiert die Notwendigkeit einer Entwicklung alternativer und bedarfsgerechter Integrationsmöglichkeiten, die vor allem auf kommunaler Ebene erbracht werden. Neben der über die Initiative Gemeinsam klappt’s angeregten Systementwicklungen soll dies auf der Fallebene durch ein rechtskreisübergreifendes Teilhabemanagement ermöglicht werden.

Seit November 2019 wird die Einrichtung von Stellen für Teilhabemanagement in den beteiligten Kommunen gefördert. Im März 2020 wurde das Institut für Stadt- und Regionalentwicklung der Frankfurt University of Applied Sciences (ISR) mit der wissenschaftlichen Begleitung der Implementierung des Teilhabemanagements beauftragt. FOGS unterstützt das ISR dabei als wissenschaftlicher Kooperationspartner.

Umsetzung:

Die wissenschaftliche Begleitung durch ISR/FOGS basiert auf zwei Säulen: Zum einen der Fortbildung und Qualifizierung der Teilhabemanager/-innen und der leitenden/koordinierenden Stellen und zum anderen einer stetigen Evaluation und Reflexion des Entwicklungsprozesses.

Im Rahmen der Umsetzung werden die Projektbeteiligten zunächst in das Konzept des Teilhabemanagements eingeführt. Dieser erste Qualifizierungsimpuls wird im Prozessverlauf durch Vertiefungsworkshops und Austauschtreffen ergänzt und erweitert. Parallel dazu wird ein strukturiertes Berichtswesen implementiert, das als Grundlage für eine kritische und unterstützende Reflexion des Umsetzungsprozesses dient.

Neben einer Dokumentation der gemeinsamen Workshops und Projekttreffen und einer strukturierten Aufbereitung wichtiger Dokumente umfasst das Berichtswesen auch regelmäßige Befragungen der Standorte zur Umsetzung des Teilhabemanagements. FOGS/ISR wertet die erhobenen Daten systematisch aus und leitet zentrale Themen bzw. Fragestellungen ab. Diese werden dann wiederum in den Reflexionsprozess eingespielt, sodass produktive Rückkopplungsschleifen zwischen wissenschaftlicher Begleitung und der Umsetzung vor Ort entstehen. Auf diese Weise wird im Prozessverlauf das Teilhabemanagement für junge volljährige Geduldete und Gestattete in NRW weiterentwickelt.

Praxisprojekt Kommunales Integrationsmanagement (KIM) wissenschaftliche Begleitung zur Implementierung eines Unterstützungsnetzwerks für geflüchtete und zugewanderte Menschen in Kommunen in NRW

Förderlaufzeit: 1. März 2020 – 31. Dezember 2022
Auftraggeber: Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration (MKFFI)
Kooperationspartner: Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und Sozialbereich (FOGS)

Das Projekt stellt einen Anschluss an das Modellprojekt „Einwanderung gestalten“ (EWG) dar, in dem 12 Standorte in Nordrhein-Westfalen dabei begleitet wurden, Unterstützungsstrukturen für geflüchtete und zugewanderte Menschen in abgestimmt arbeitenden Netzwerken zu begleiten. Die nachfolgende wissenschaftliche Begleitung zielt darauf, kommunale Akteure darin zu unterstützen und zu beobachten, wie Zusammenarbeit im migrationspolitischen Feld und im Feld sozialer Hilfen vor Ort gelingt. Dabei stehen die bereits bestehenden oder zu entwickelnden Systeme zur Integration von Zugewanderten im Mittelpunkt der Bemühungen. Im Rahmen von KIM erhalten die Kommunen Unterstützung zur Optimierung kommunaler Verwaltungsprozesse (Personal, Qualifizierung, Qualitätssicherung). Bei der Umsetzung sind die bereits vorhandenen Angebote der integrationspolitischen Infrastruktur einzubeziehen und in der Aufgabenwahrnehmung sinnvoll miteinander abzustimmen und zu verknüpfen. Das Land fördert im Rahmen von KIM drei Schwerpunkte:

  • Entwicklung einer kommunaler Steuerung und Koordination sowie die Entwicklung von Netzwerken
  • Implementierung von Case Management
  • Unterstützung von Ausländer- und Einwanderungsbehörden

Die wissenschaftliche Begleitung bezieht sich auf die ersten beiden Punkte. Das Projekt richtet sich an alle Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen sowie unter bestimmten Voraussetzungen auch an größere kreisangehörige Kommunen. Seitens des Landes NRW werden die besonderen Abstimmungsbedarfe zwischen Kreisen und kreisangehörigen Kommunen bei der Personalzuordnung berücksichtigt. Auch die Erfahrungen aus EWG bestätigen, dass die Standorte strukturbedingt spezifische Anforderungen und Probleme zu bewältigen haben.

Jede Kommune baut eine eigene Projektstruktur zur Umsetzung des lokalen Projektes auf. Zur Absicherung der strategischen Steuerung des KIM (Systemebene) ist eine Lenkungsgruppe einzurichten oder eine bereits vorhandene Lenkungsgruppe zu nutzen. Zielrichtung ist dabei, die ausländerrechtlichen, leistungsrechtlichen und integrationsrelevanten Akteure im Bereich Migration und Integration in einer Kommune auf der Steuerungsebene koordinierend zu verbinden. Im Rahmen der Antragstellung ist ein erstes Konzept vorzulegen, das die Umsetzung vor Ort skizziert und die geplanten Kooperationsformen darlegt.

Zur Umsetzung der strategischen Steuerung fördert das MKFFI Stellen für die strategische Steuerung/Koordinierung. Die dort tätigen Fachkräfte koordinieren die Lenkungsgruppe, moderieren die Prozesse, analysieren die Schnittstellen, entwickeln Kooperationsvereinbarungen zwischen Ämtern und mit freien Trägern sowie weiteren Akteuren und setzen insgesamt die strategische Arbeit um, die notwendig ist, um eine bessere rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit zu ermöglichen.

Das Land fördert zur Unterstützung der Kommunen des Weiteren externe Prozessbegleitung und Beratung, bspw. für die Entwicklung eines Konzepts oder die Umsetzung des Kommunalen Integrationsmanagements.

Gefördert werden können im Rahmen von KIM ebenfalls die Durchführung von weiteren Maßnahmen (wie z. B. Workshops, Multiplikatorenveranstaltungen oder Fachtagungen) sowie Unterstützungsmaßnahmen (z. B. über Softwareanwendungen, Digitales Integrationsmanagement) oder von Publikationen, Handbüchern, Öffentlichkeitsmaterialien etc.

Auf der Fallebene wird im Rahmen von KIM individuelles, rechtskreisübergreifendes Case Management gefördert, das unter Berücksichtigung der individuellen Lebenslagen und Bedarfe die Integration der zugewanderten Menschen befördert. Zugleich wird mit dem Case Management im Rahmen von KIM explizit die Aufgabe einer fallübergreifenden Prozesssteuerung bzw. eines Schnittstellenmanagements zwischen den Rechtskreisen SGB II, SGB III, SGB VIII, SGB XII; Förderung JMD, MBE, Teilhabemanagement für Geduldete sowie weiteren Leistungen verbunden. Individuelles Case Management und systembezogene Steuerung sollen dabei im Sinne des vom ISR entwickelten Konzepts der Produktionsnetzwerke zusammenwirken. Mit diesem Ansatz werden vor Ort Migrations- und Integrationsprozesse u. a. fallbasiert analysiert und erfolgreich miteinander verknüpft, um zu einer integrierten kommunalen Steuerung der örtlichen Integration von Zugewanderten zu kommen.

Die Kommunen sind zur Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Begleitung durch das ISR verpflichtet. Dem ISR obliegen in diesem Rahmen die Fortbildung sowie die reflektierende und qualitätssichernde Begleitung der Beschäftigten in der strategischen Steuerung/Koordinierung. Damit wird zugleich ein interkommunaler Erfahrungsaustausch realisiert. Für Qualitätssicherung und Reflexion sind die Kommunen gehalten, regelmäßig Berichte zum Umsetzungsstand des KIM einzureichen.

Sollten die Kommunen externe Beratung hinzuziehen, gehört auch deren Qualifizierung und die Organisation von Austauschtreffen zu den Aufgaben des ISR.

Die Arbeit der wissenschaftlichen Begleitung im „Kommunalen Integrationsmanagement“ umfasst im Einzelnen also folgende Aufgaben:

  • Zentrales Auftakt- und jährliche Gesamttreffen mit allen Standorten
  • Umfassende Qualifizierung der Steuerungs-/Koordinationsstellen
  • Konzipierung und Durchführung von Austauschtreffen der Steuerungs-/Koordi­nationstellen
  • Abfragen bei den Kommunen: zweimal jährlich zur Vorbereitung der vorgenannten Treffen und Auswertung der Berichte
  • Qualifizierung der Prozessbegleitungen bzw. externen Berater/-innen durch Austauschtreffen mit der wissenschaftlichen Begleitung
Zentrale WebredaktionID: 8690
letzte Änderung: 30.09.2023