Innovationsvorhaben
Co-Creating European Challenge-Based Education
Interdisziplinäre Lehre, zeitgemäße Forschung und europäische Kooperation: Diese Schwerpunkte stehen im Zentrum von Raul Gschreys Innovationsprofessur. Sie ist fest in der europäischen Hochschulallianz U!REKA verankert und trägt zu ihrer didaktischen Profilierung bei. Sein Ziel ist es, moderne Lehrformate und Lehr-Forschungsprojekte zu entwickeln und eine Bildungsagenda inkl. Website, Best Practices und Methoden zu etablieren. Dabei spielen digitale und analoge Zugänge gleichermaßen eine Rolle, um die Kollaboration aller U!REKA-Partnerhochschulen zu erleichtern.
Im Gespräch mit Prof. Dr. Raul Gschrey
Raul, um was geht es in deinem Projekt?
Das Projekt steht im Kontext von U!REKA, unserer Europäischen Hochschulallianz. Zusammen mit den Frankfurter Kolleg*innen und internationalen Partnern möchte ich eine europäische Bildungsagenda entwickeln und neue zeitgemäße Lernformen etablieren.
Was sind zeitgemäße Lernformen und welchen Mehrwert bieten sie für die internationale Zusammenarbeit?
Die Arbeit im internationalen Hochschulnetzwerk findet häufig online statt. Treffen in Präsenz sind nur kurzzeitig möglich. Deshalb müssen wir mit Lehrenden und Expert*innen anderer Hochschulen neue Lern- und Lehrformate etablieren. Ich möchte in meiner Innovationsprofessur zwei Dinge herausfinden: Wie Lehrende und Studierende von Online-Meetings profitieren und wie Vor-Ort-Treffen gut geplant werden können, damit sie produktive Erfahrungen für die Beteiligten sind.
Wie funktioniert das konkret?
Wir arbeiten seit einigen Jahren im U!REKA Lab: Urban Commons mit Architekt*innen, Stadtplaner*innen, Künstler*innen und Sozialarbeiter*innen zu nachhaltigen gemeinschaftlichen Wohn-, Ökologie- und Kulturprojekten. Zusammen mit Studierenden untersuchen wir internationale Initiativen, die vom Gemeinschaftsgedanken getragen sind, und vergleichen ihre Arbeitsweisen, Strukturen und Ziele. Wir nutzen künstlerische und ethnographische Methoden, führen kleine Forschungsprojekte durch und beleuchten Strategien, mit denen die Projekte den Commons-Gedanken weitertragen. Die Kooperation zeigt, wie nah sich europäische Städte in ihren Problemstellungen und sozialen Feldern sind, die sie adressieren.
Ein weiteres Beispiel ist das U!REKA Lab: Co-Creativity in Social Arts in dem wir Studierende und Expert*innen zusammenbringen, die im Grenzbereich von Kunst und Sozialem, in sozialer Kunstproduktion und Kultureller Bildung, arbeiten. Dabei fokussieren wir den Austausch, Vergleich von Methoden und Zugängen zu verschiedenen Sozialräumen und Menschengruppen und die professionelle Entwicklung von Studierenden hin zu Expert*innen.
Du hast ein dreiteiliges Seil mitgebracht, um von deinem Vorhaben zu erzählen. Warum?
Das Tau ist Teil des künstlerischen Projekts "Trilaterales Tauziehen" – einer Serie von Performances, in der Teilnehmende ihre Kräfte nach neuen Regeln messen und die Verschiebung von Kräfteverhältnissen erleben. Das Tau wurde speziell angefertigt und ist ein Unikat. Wir haben es schon in Ausstellungen präsentiert und bei Events u.a. zu Europäischen Grenzregimen, zum Europatag und in der Demokratiewoche in Basel, Saint-Louis, Weil am Rhein und Frankfurt eingesetzt.
Was ist das Ziel deiner Innovationsprofessur?
Mir ist wichtig, den Prozess ko-kreativ mit internationalen Kolleg*innen zu gestalten. Wir probieren verschiedene Lern-, Lehr- und Präsentationsformate aus und begleiten Best Practice Beispiele für U!REKA. Ich möchte COILs (Collaborative Online International Learning), BIPs (Blended Intensiv Programme) und kürzere Austauschformate entwickeln, wie z.B. Onlinebesuche von internationalen Lehrenden, Onlinepräsentationen von Studierenden oder kollaborative Methodentests. Mein Ziel ist es, interdisziplinär und international das Maximum aus unseren europäischen Bildungskooperationen herauszuholen.
Welchen Beitrag kann dein Vorhaben in einer Zeit leisten, die von Problemen und Krisen geprägt ist?
Für mich steht die Begegnung im Fokus. Es geht darum, dass sich europäische Studierende und Lernende auf Augenhöhe treffen und Verständnis füreinander, ihre jeweilige Situation und lokalen Spezifika entwickeln. Die Zukunft liegt in einer europäischen Hochschulgemeinschaft. So ermöglichen wir Studierenden es, zwischen internationalen Hochschulen zu wechseln und Expertisen zu erwerben, die wir in Europa brauchen.
Ich komme gerade aus Groningen vom U!REKA Austausch [COMMON GROUND] des U!REKA Lab: Co-Creativity in Social Arts zurück. Dort habe ich wieder verstanden, was sich für eine Kraft entfaltet, wenn sich Menschen aus internationalen Kontexten und verschiedenen Disziplinen austauschen. Das ist wichtig für die professionelle Entwicklung der Studierenden und die Weiterbildung der Lehrenden. Wir können in Hinblick auf konkreten Wissenstransfer, Unterrichtsstil und Methodeneinsatz viel voneinander lernen.
Wo setzt du mit deiner Innovationsprofessur einen Schwerpunkt in der U!REKA-Hochschulallianz?
Die (Weiter)Entwicklung der europäischen Zusammenarbeit und U!REKA Bildungsagenda sollte möglichst praxisorientiert, partizipativ, inklusiv und als ko-kreativer gemeinschaftlicher Prozess gedacht werden. Ein großer Vorteil unserer in konkreter Lehre erprobten Zusammenarbeit ist die Praxistauglichkeit. Wir planen die Programme nicht auf dem Reißbrett, sondern probieren mit Studierenden und Stakeholdern, wie die Kollaboration funktionieren kann. Das ist anwendungsnah und anschlussfähig an die Lebenswelten der Studierenden und Lehrenden.
Vielen Dank für das Interview!